Full text: Friedrich A. W. Murhard, (1778 - 1853), Staatsrechtler und politischer Publizist im vormärzlichen Liberalismus (Teil 1)

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seine hoffnung auf den Valvinismus, der gleich dem Pietis= 
mus. in seiner Wurzel, liberal gzeartet. ist und durch sein 
Verhalten wie in England und. in USA zeigt,; das eine Vereis 
nNigung. der. christlichen Konfessionen auch in Deutschland 
möglich sei... Ein Konkorädat nach allen Seiten würde den 
Grundsacz. verwirklichen, daß Staat und Kirche nicht im 
Gegeneinander, sondern im friedlichen Einvernehmen und in 
Wahrung der weseneigentümlichen Grenzen und Aufgaben in 
fruchtbarster Weise echtes Christentum verbürgen. 
In die damalige Öffentliche Diskussion über Destut de 
Träcys "Commentaire sur’ L'esprit. des ToXs" schaltet sich 
guch Murhard ein mit einem Aufsatz kurz‘ nach der Veröffent: 
Yichung' des Werkes (1819) ./ De: Tracy ist Pair vom Franks 
reich; er gehört zu den Politikern, die aus: dem Denken 
eines Constant, de Pradt und. Guizot kommen, aber: ganz 
anders als der Verfasser eingestellte Politiker wie Bonald 
und Chateaubriand. Das werk wurde Gegenstand lebhafter 
Auseinandersetzungen, auch unterkt den süddeutschen Poli= 
tikern, weil es zum Teil erstmalig den geistigen Kräften 
scharf fermulierten Ausäüruck gibt, die iner modernen! 1ibe= 
PA 2,2+0 ralen Staatsverfassung das @rpär Gepräge geben ( Hi 
Tracy, obschon seibst. Pair von Frankreich, lehnt üie BDairs- 
kammer grundsätzlich ab. Macht üiese Haltung. den Franzosen 
für Murhard sympathisch, so wird diese Zuneigung noch‘ verstärkt 
durch die Anerkennung, die Tracy Napoleon zollt, Das Werk 
kehrt immer wieder zu Montesauieu zurück. Murhard stellt 
sich nun die Aufgabe, ob die,8so fundierten Gedanken und 
Vorschläge Trkys für den Liberalen der Gegenwart annehmbar 
Sind. Der französische Staatsrechtlier Lobt England, weil 
hier nach dem Yrteil Montesquieus am vollendetsten eine 
wohlausgewogene Verfassung existiere. Murhard stellt dem 
gegenüber einen fundamentalen Fehler des Autors heraus. 
Tracy übergehe, daß eine wahre, vollendete Staatsverfassun; 
einzig gegründet werden könne auf den Willen des gesamten 
Volkes. Weil Montesquieu diese Gesaumtgewalt nicht kenne, 
kommt er nach kurhards Meinung zu mancnerlei Felschlüssen, 
unter. denen der schlimmste sei, daß er der vollziehenden 
Gewalt eine. Vormachtstellung einräumt, xy ja, sie einem 
einzigen Menschen zuschieht, meist sogar im Erbgang. Und 
so ist TIracy.im Irrtum, wenn er zwar die Gesetzgebung 
einer Versammlung überträgt, aber diese Repräsentation 
mehr oder weniger aus Aristokraten bestehen 1ä2t. Murhard
	        
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