Full text: Friedrich A. W. Murhard, (1778 - 1853), Staatsrechtler und politischer Publizist im vormärzlichen Liberalismus (Teil 1)

raschenden Ausführungen kundgibt, wobei die Verflechtung 
der Gedanken so verschiedener Herkunft ein besonderes und 
äoch allgemein gültiges Bild ergibt. Aufgeklärter Bürger= 
sinn, Fortschrittgläubigkeit, bisweilem geradezu Ehrfutht 
vor Angestammtem gehören hierher wie Kosmopolitismus und 
Pazifismus und eine erfindungsreiche Phantasie im ÄATgu= 
mentieren und Vorschlagen einer politischen Gesellschafts=- 
ordnung bis hin zum Detail. 
Eine ganze Reihe von Aufsätzen entwickelt Murhard ans dem 
Gedanken seines vorigen Artikels. Sie beschäftigen sich 
zunehmend mit Sonderfragen, wie sie im Mittelpunkt einma= 
liger Tagesdiskussionen stehen. So greift Murhard aktiv 
in die Tagespolitik ein, wenn er eine anonyme Berliner 
Broschüre zum Anlaß nimmt, der Frage eines etwaigen preußi 
schen Verfassungswerkes nachzugehen. Zunächst bedauert er, 
daß in Preußen auch hier wiederum der Adel oder ausgespro= 
chen Konservative das Wort führen. Wären es Männer wie 
Ancillon oder v.Vincke, dann möchte man sich lieber mit 
denen aussprechen. 
Kieser aber ist der Ansatz der Überlegungen des Diskussions= 
partners ein falscher, so meint Murhard. Wer seine poli= 
tischen Inspirationen aus den dunklen Wäldern Germaniens 
oder aus den mittelalterlichen Oränungen holt, der befinde 
sich abwegig. Murhard nennt ihn einen "verspäteten Epime= 
FA2,'22 nides, der Jahrhunderte geschlafen hat" ( ). Mit Ironi 
führt Murhard die in Preußen umgehende Argumentation ad 
absurdum und zeigt damit, wie wenig ihm romantische Vor= 
stellungen liegen. Dann aber folgen Murhards harte For= | 
derungen: Preußen soll de nicht von Haus aus preußischen 
Territorien, besonders im Westen, freigeben: es soll seine 
alten Ständegerechtsame, dazu deren institutionelle Ein= 
richtung, so sbhnell wie möglich abbauen und endlich das 
Gerede von der Legitimität solchhbr völlig überholten Zu= 
stände aufgeben. "Sechert vor allem Grund und Boden, und 
besitzt ihr den, dann wird euch das Übrige zugelegt", 
dieser in Adelskreisen oft zu hörende Spruch sei zwar 
Blasphemie, treffe aber ins Schwarze der Absichten der 
preußischen Ultras. Allenfalls hält er einiges von den 
Plänen des Ministers v.Stein, der einmal von modernisierteı 
Provinzial- und Reichsständen geträumt habe; aber Steins
	        
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