Full text: Friedrich A. W. Murhard, (1778 - 1853), Staatsrechtler und politischer Publizist im vormärzlichen Liberalismus (Teil 1)

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Schritten zu einer Europäisierung der £rde. 
Noch wird es 4eit nötig haben, bis Vermessenheit, Dünkel 
und Willkür durch Vernunft, Wahrheit und Gerechtigkeit aus 
dem Felde geschlagen. Die Völker aber dürfen nicht ver= 
zweifeln, sondern festhalten an dem Glauben an das Gute 
und seinen Sieg. Solche Haltung verbürgt dem mMenschenge= 
schlecht trotz allem ein Dasein in frohgemuter AÄoffnung. 
Es ist aufschlußreich, daß Murhard in einem Artikel zu 
PA 10,193 Neujahr 1823 ( ) eine ganze Reihe der 1821 vorgetrage= 
nen, meist außenpolitischen Gedanken bei leichten Variatio- 
nen aufnimmt, jedoch - als Wirkung der veränderten innen= 
politischen Situationen - das Schwergewicht auf innenpoli= 
tische: Probleme verlagert. An Hand der spanischen Ereig= 
n_isse führt der Autor seine Leser durch einen Kurs der 
elementaren Staatswissenschaften und politischen Geschichte 
Er beginnt seine Ausführungen mit einer damals aktuellen 
Frage, ob es zulässig sei, daß der Arm der Heiligen Allian: 
mit Hilfe Frankreichs in ein fremdes Land eingreifeA£, um 
dessen Bewohner gegen deren Willen mit einem anderen poli= 
tischen System zu "beglücken"? Diese Praxis lasse sich 
seit der Antike bis heute verfolgen; geling& sie, so werde 
von politischer. Weisheit gesprochen wie etwa bei der Zer= 
stücke/lung Polens} scheitere ein solches Unternehmen, so 
zetere man gegen solches Unrecht und Verbrechen, Murhard 
appelliert an die vernünftige Einsicht der Öffentlichen 
Meinung: werde derart eine Regierungsmaxime realisiert, 
dann höre Selbständigkeit der Völker und ihre Souveränität 
auf (ebda ). 
Kann überhaupt ein Staat seine politischen Grundsätze mit 
Gewalt verbreiten? An dieser Frage entscheidet sich das 
Schicksal Europas. Seit 30 Jahren brennt die Feuersbrunst 
in ganz Europa. Keiner will die Brandfackel geworfen haben. 
Und doch sitzen die Brandstifter auf beiden Flügeln der 
Parteien: bei den Radikalen wie bei den Ultras. Jeder Ex= 
tremismus ist lebensbeädrohend, mag solches TIreiben auch 
romantisch überdeckt sein (— ). Wer alles Ausländische 
grundsätzlich verflucht, gehört.zu dieser Clique) es ist 
tief bedauerlich, daß selbst im nachbarlichen Lande der 
Freiheit solche Interventionspolitiker Anhänger finden. 
Die Brunnenstube solcher vergifteten Ströme bildet die
	        
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