Full text: Friedrich A. W. Murhard, (1778 - 1853), Staatsrechtler und politischer Publizist im vormärzlichen Liberalismus (Teil 1)

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PS 
Gesetzen gründen. Geschichte als Maßstab nehmen läuft Ge= 
fahr, ständig elwas anderes als Ergebnis gleicher, Situabtio= 
nen anzusehen. Allzu leicht wird dann zu denselben Mitteln 
der ehemaligen Meisterung gegriffen; und. schon geht dieses Kal= 
kül nicht auf. Wie vyerhängnisvoll wirkt sich diese Methode 
im politischen. Leben aus, 
Es gibt jedoch einen. anderen Weg, deriniemals. in die: Irre 
führt: den der” Vernunft. Man) sollte erkennen, daß alles, 
was in den letzten Zeiten an Gubem geschaffen wurde, mit 
H ilfe einer waltenden Vernunft geschah, keineswegs aber 
als angewandte vermeintliche Lehre äer Geschichte, Diese 
Erkenntnis sollte geistiger Besitz jedes in der Gegenwart 
lebenden Menschen werden! ; 
Murhard Sicdf die Vieldautigkeit des Begriffs "Republik" 
EZ. 19,107 seinen Lesern freizulegen ( ). Er knüpft an die Republi-= 
ken der Antike an und zeigt, wie dann zu den verschiedenen 
Zeiten etwas anderes zum bestimmenden Wesen erhoben wurde, 
Demokratie, Aristokratie, Napoleons "repgblique francaise" 
gehören hierher. Selbst das Altertum legte den Begriff 
nicht einhellig aus. Thukydides sprach unentwegt von Demo= 
kratie, trotz der nicht abreißenden Reibereien und Kriege 
der Grißhnen untereinander. 
Murhard will eine möglichst einfache Definition geben: 
Demokratie heißt Mittun des ganzen Volkes in- allen äußeren 
und inneren Staatsangelegenheiten. Demokratie kann in jedem 
. Volk errichtet werden. Aber wichtiger als alle äußeren 
Einrichtungen sind die Menschen und ihr unzerstörbarer Frei: 
heitsdrang. Dafür bietet die Antike eine Fülle von Beispie= 
len, ebenso die Schweiz und die USA. Hier, liegen die Vorbil: 
Ayr für-das;deubsche Volk. Allerdings: die Antike ist nicht 
ohne weiteres auf die Gegenwart zu übertragen. Denn damals 
fehlte,was. für. uns. so wichtig ist: die freie Verfassung mit 
einem zeitgemäßen Revräsentativsystem ( ebda ), Vergleicht 
man das antike Griechenland mit dem heutigen Deutschland, 
dann gerät Deutschland sehr ins Hintertreffen. Zwar waren 
Herkommen und Sitten der griechischen Völkerschaften so 
wenig einhellig wie in Deutschland. Aber über das Wesen 
der Demokratie waren sich alle Griechen einig. Und diese 
einheitliche Vorstellung und deren Kealisierung haben nicht 
nur- die Freiheit der Griechen selbst gegen die Perser sieg=
	        
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