Full text: Friedrich A. W. Murhard, (1778 - 1853), Staatsrechtler und politischer Publizist im vormärzlichen Liberalismus (Teil 1)

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die Einrichtung, daß beide Hauptzremien jeweils perma= 
hente Kommissionen unterhalten, statt (wie im deutschen 
Bundestag) oft auf längere Zeit die Arbeit in den maßge= 
benden politischen Körperschaften ruhen zu lassen. Mur= 
hard schließt seinen konstruktiven Aufsatz mit einem Hin 
weis auf die Schweizer Bundesverfassung, die vieles mit 
der amerikanischen gemeinsam hat, Nur der Bundesstaat 
kann das Ziel aller politischen Bemühungen in Deutschlan 
sein. 
Zwischendurch warnt Murhard immer wieder vor der Einmi= 
schung der Heiligen Allianz in fremde Stanatsangelegen= 
heiten wie jetzt wieder in Spanien, Er erinnert die deut 
schen Potentaten daran, daß die Truppen, die Frankreich 
x nach Amerika gegen die Engländer entsandt, als verkappte 
Republikaner wiedergekommen und mit dazu verholfen haben 
das französische Königtum zu stürzen. Vielleicht hätte 
sich in Brankreich eine modifizierte Form des Republi= 
kanismus einrichten lassen, wären nicht die souveränen 
Monarchen seiner Zeit ausgezogen, um bei jedem Preis in 
Frankreich wieder den Absolutismus aufzurichten. Das 
sollte bedacht werden, wo immer man die Absicht haben 
sollte, sich zn Vorgänge einzumischen, in denen Völker 
EZ 17,275 um ihre Freiheit kämpfen. ( “ ) 
Die Menschen guten Willens brauchen nicht zu resignieren 
noch zu Nörglern werden, weil Deutschland die passende 
Staatsform noch nicht gefunden hat. Besser eine Institu- 
tion, die reiflich durchdacht, als ein Scheingebilde, 
das sich Verfassung nennt, aber voller Mängel und Gängel 
bänder ist, Es birgt Gefahr, wenn man alles zu sehr 
vereinfachen und in überstürztem Tempo erreichen will. 
Eine wahre Staatsverfassung braucht eine angemessene 
Zeit zum Werden, soll sie Größe haben und innere Dynamik 
entwickeln. Mit Gängeleien, unbrauchbaren Institutionen, 
können nicht Würde, Zuversicht, Selbstvertrauen und 
Achtung entwickelt werden in einer Verfassung, unter 
der die Menschen in Bürgerfreiheit leben und handeln. 
Wer aber Staatsmänner, Politiker, gar die gesamte BevöÖöl- 
kerung der Unmündigkeit zeiht für ein derartiges Ver= 
fassungswerk, den straft die Geschichte und die Erfah= 
Fung der letzten Jahrzehnte Lügen. Was hat die Schweiz 
zu dem gemacht, was Nordamerika, daß diese Länder ein
	        
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