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b) Die größeren sonderartikel AMurnards,
Die Weltlage.
Ganz offensichtlich geht das Bestreben Murhards dahin,
seinen Lesern eine Lektüre zu bieten, die im Gegensatz zur
Schreibweise der meisten damaligen Blätter einmal aktuelle
Darstellungen bringt - wie es die Verlagsanzeige der EZ.
seinerzeit versprochen - ; zum-anderen aber bemüht sich
der verantwortungsbewußte Publizist, seine Themen in einen
möglichst weit gespannten Rahmen einzuoränen, Mit dieser
Methode will er die Enge des politischen Denkens seiner
ansprechbaren Leser aufbrechen und sie dazu anhalten, -
die vielfache Verflochtenheit. politischer Probleme mit
solchen der gesamten Weltsituation zu erkennen und zugledic.
das Rüstzeug zu liefern zu einer tiefgründigereb Urteils=
findung. Diese Art weist Murhard als einen fernsichtigen
Publizisten aus; eine Bemühung, die Murhards Arbeitg£g
Qualitäten verleiht, die bisher viel zu wenig gewürdigt
wurden.
Ein Beispiel für diese Schreibweise gibt Murhards Artikel
Ez 7, 5 über die Weltlage zur Zeit der Begründung der EZ ab C
Murhard beginnt mit der Hervorhebung der ungewöhnlichen
Erscheinung, wie nach den Freiheitskriegen eine ‚Welle
hochfliegender Erwartungen einer besseren Zeit Volk und
Fürsten in seltener Einmütigkeit zusammengeführt. Leider
habe dieser Schwung: nicht. vorgehalten und bald seien allzu
viele der bekannten Rivalitäten wieder ans Tageslicht ge=
treten. Gleichwohl brauche man nicht zu resignieren, denn
immer seien noch viele der Besten im deutschen Volke uner=
müdlich tätig, dem Neuen doch schließlich zum Siege zu
verhelfen. Das müsse dem Durchschnittsbürger immer wieder
gesagt werden und daß solche Lektüre wichtiger sei als
irgendwelche Gruselgeschichten zu vernehmen. Was aber
"Altdeutsche" anbieten, sei ebenso abwegig als die Vermah=
nungen von Pfaffen und Baronen.
Die oberste Forderung der Völker sei weltüber, eine Ver=
fassung mit einer repräsentativen Volksvertretung einzu=
richten und jede Willkür im Staatsleben abzuschaffen. In
Deutschland fruchte der Einwand nicht mehr, daß dadurch
Revolutionen Vorschub geleistet werde. Bedauerlich, daß