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für uns sind, und weiche wir 1ieb gewonnen haben, ohne
Grund zu vVertauschen,. v.. 0... so... UDerhauvt werden sick
altpreußische Beamte schwerlich so bald in unser Tun,
Treiben uhd Wesen finden, so wenig wie die unsrigen in
das-ihrige",.
Wir haben hier ausführlicher als sonst zitiert, weil
diese Rede des Bürgermeisters von Trier gleichsam das
Programm des Frühliberalismus spiegelt; ein Beweis dafür,
wieweit diese Dolitische Konzeption im Bürgertum des
deutschen Westens verbreitet. Dann aber - so meinen wir -
ist es nicht ohne Interesse für das damalige Zeitkolorit,
zu erfahren, was ein mutiger. Mann mit Freimut aussagen
konnte, ohne daß ihn eine Maßregelung getroffen hätte.
VE EZ
WE
a
Damit kommen wir zu einem anderen Bereich der Innenpoli=
tik: der freien Meinung und der Pressefreiheit. Aus Anlaß
entsprechender Bundestagsverhandlungen unterbreitet Mur=
hard in seinem Informationsbericht zugleich seine persön=
EZ 18,144 liche Auffassung. ( ). Nach Murhard kann nur die Re=
gierung, der Fürst, grundsätzlich gegen eine freie Presse
sein, der irgendwie das Licht zu scheuen hat. Diese
Erfahrungstatsache sollte sich der Bundestag immer wieder
vor Augen führen, Noch steht England, seine Verfassung
) und sein König, trotz völliger Pressefreiheit. Und wahr=
; haft königliche Herrscher wie Friedrich und Joseph haben
nichts eingebüßt, wenn unter ihren Augen selbst Schmäh=
schriften publiziert warden. Natürlich sollen sittenver=
derbliche Machwerke nicht zugelassen werden, obschon
sie immer wieder auftauchen. Da helfen nur eine gute Er=
ziehung, wirkliche Geistesbildung vermittelnde Schulen,
eine weltoffene Kirche und moralische Schriftsteller. Wo
aber kein Tadel erlaubt ist, da kann auch die Whhrheit
ihren Thron nicht besteigen. Deshalb sollte man in ganz
Deutschland die freie Meinung und eine freie Presse gel=
ten lassen. Zur Belohnung werde sich ein Reich der
Geister konstitutieren, dessen Arbeit nicht zuletzt dem
politischen Leben zugute kommt. Der Geist der Wahrheit
wird die verderblichen Massenbewegungen überwinden.