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der Verfahren zurück. Die Beamten sollen von Geburt
Rheinländer sein: "Aus dem Volke und durch das Volk ge=
wählt". Zu solchen Beamten hat der Rheinländer Vertrauen,
ihrem Richterspruch unterwirft er sich vorbehaltlos. Die
Sprache dieser Männer ist gemeingverständlich, die Jurister
reden kein Kauderwelsch, wobei sie fortgesetzt Zitate
einflechten aus irgend welchen juristischen Werken von
anno dazumal. Das von Preußen für die Rheinlande entworfe=
ne Verfassungswerk- ist rechts und links des Stromes un=
brauchbar. Was nützen Protokollextrakte, die man allen=
falls vorgelesen bekommt. Man fühlt sich dauernd unter
den Augen einer geheimen Feme lebend. Wer aber etwas
sagt, der wird schnell mundtot gemacht. Das sagt die Öf=
fentlichkeit, das sagen die Zeitungen, wie ZeB. die Rhei=
nischen Blätter des Hofrats Weitzel in Wiesbaden, Jedem
Rheinländer ist das Herz aufgegangen bei der Rede, die
der Trierer Bürgermeister beim Staatsbesuch des Königs
gehalten hat.
Murhard. berichtet ausführlich über diese Begebenheit
Ez 17,25 ( ),. Der Bürgermeister unterbreitet dem König, was
die Rheinländer wiederhaben möchten, wie sie die jetzige
Situation sehen. Wahrlich, eine: kühne Rede vor einem
wirklichen König, der sie, ruhig. anhört. und manches davon
realisiert hat! Stellen wir. noch einmal nach dem Bericht
Murhards den Katalog der Wünsche vor: "unbeschränkte
Freiheiten in der Ausübung des Handels und der Gewerbe,
Entfernung der Feudallasten, gleiche Verteilung der
Staats- und öffentlichen Lasten, Gleichheit aller Staats=
bürger vor dem Gesetz und vor dem Richter, Trennung. der
Gewalten, Unabhängigkeit des Richteramtes, Öffentlichkeit
des gerichtlichen Verfahrens, Urteil durch Geschworene
in Kriminalprozessen, eine eigene repräsentative Verfas=
sung für das geplante neue Großherzogtum Niederrhein".
Diesen bisherigen Einrichtungen verdankt das Land seinen
Wohlstand. Wir beneiden unsere jetzigen Landsleute in
Altpreußen nicht um ihre Einrichtungen, wollen ihnen auch
gern, wenn ihnen das Freude macht, zugeben, daß sie in
ihrer Art vortrefFflich sein mögen. Nur sollen sie auf der
anderen Seite uns nicht zumuten, die bei uns bestehenden
Einrichtungen, die nach unserer Überzeugung passender für