Full text: Friedrich A. W. Murhard, (1778 - 1853), Staatsrechtler und politischer Publizist im vormärzlichen Liberalismus (Teil 1)

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der Verfahren zurück. Die Beamten sollen von Geburt 
Rheinländer sein: "Aus dem Volke und durch das Volk ge= 
wählt". Zu solchen Beamten hat der Rheinländer Vertrauen, 
ihrem Richterspruch unterwirft er sich vorbehaltlos. Die 
Sprache dieser Männer ist gemeingverständlich, die Jurister 
reden kein Kauderwelsch, wobei sie fortgesetzt Zitate 
einflechten aus irgend welchen juristischen Werken von 
anno dazumal. Das von Preußen für die Rheinlande entworfe= 
ne Verfassungswerk- ist rechts und links des Stromes un= 
brauchbar. Was nützen Protokollextrakte, die man allen= 
falls vorgelesen bekommt. Man fühlt sich dauernd unter 
den Augen einer geheimen Feme lebend. Wer aber etwas 
sagt, der wird schnell mundtot gemacht. Das sagt die Öf= 
fentlichkeit, das sagen die Zeitungen, wie ZeB. die Rhei= 
nischen Blätter des Hofrats Weitzel in Wiesbaden, Jedem 
Rheinländer ist das Herz aufgegangen bei der Rede, die 
der Trierer Bürgermeister beim Staatsbesuch des Königs 
gehalten hat. 
Murhard. berichtet ausführlich über diese Begebenheit 
Ez 17,25 ( ),. Der Bürgermeister unterbreitet dem König, was 
die Rheinländer wiederhaben möchten, wie sie die jetzige 
Situation sehen. Wahrlich, eine: kühne Rede vor einem 
wirklichen König, der sie, ruhig. anhört. und manches davon 
realisiert hat! Stellen wir. noch einmal nach dem Bericht 
Murhards den Katalog der Wünsche vor: "unbeschränkte 
Freiheiten in der Ausübung des Handels und der Gewerbe, 
Entfernung der Feudallasten, gleiche Verteilung der 
Staats- und öffentlichen Lasten, Gleichheit aller Staats= 
bürger vor dem Gesetz und vor dem Richter, Trennung. der 
Gewalten, Unabhängigkeit des Richteramtes, Öffentlichkeit 
des gerichtlichen Verfahrens, Urteil durch Geschworene 
in Kriminalprozessen, eine eigene repräsentative Verfas= 
sung für das geplante neue Großherzogtum Niederrhein". 
Diesen bisherigen Einrichtungen verdankt das Land seinen 
Wohlstand. Wir beneiden unsere jetzigen Landsleute in 
Altpreußen nicht um ihre Einrichtungen, wollen ihnen auch 
gern, wenn ihnen das Freude macht, zugeben, daß sie in 
ihrer Art vortrefFflich sein mögen. Nur sollen sie auf der 
anderen Seite uns nicht zumuten, die bei uns bestehenden 
Einrichtungen, die nach unserer Überzeugung passender für
	        
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