Full text: Friedrich A. W. Murhard, (1778 - 1853), Staatsrechtler und politischer Publizist im vormärzlichen Liberalismus (Teil 1)

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Bruderkrieg unmöglich machen - so meint Murhard. Die jetzi 
ge Präponderanz des deutschen Nordens gegenüber dem Süden 
wäre aufgehoben; dafür stellte das neue Deutschland einen 
Ausgleich zwischen russischen und französischen Machtbe= 
strebungen her, umso mehr, als Deutschland eine abschrek= 
kende Wirkung hat für jeden Angreifer. Die übrigen kleis= 
neren deutschen Staaten müssen aber einsehen, daß auch 
Ihre Interessen am besten gewahrt werden, wenn sie sich 
weithin Österreich und Preußen anpassen. Auf solcher Basis: 
lasse sich letztlich ein gesamteuropäischer Friedenszu= 
stand errichten. 
EZ 18,444 Daß der Bundes eaat Oo wie er heute konstruiert ist, wert= 
volle Arbeit geleistet habe und noch leisten werde, wie 
der Frhr.v.Gagern in einer programmatischen Rede im Bundes 
tag behauptet hat, weist Murhard mit bissigem Humor zurück 
Der Baron habe wohl das Futurum mit dem Präsenz verwech= 
selt; er habe lieber sagen sollen, was Deutschland noch 
gewinnen solle, statt was Deutschland seiner Meinung nach 
EZ 17, 125 schon gewonnen habe ( )ı“Murhard zitiert eine Reihe 
von anerkannten Publizisten und Staatsrechtlern, die mit 
ihm gleicher Meinung sind, daß erst dann eine erfolgreiche 
Arbeit in Gang komme, wenn eine Konstitution für den Bund 
wie für die Einzelstaaten geschaffen sei. Nur unter ihrem 
Schutze können die moralischen und physischen Kräfte der 
Nation recht entwickelt werden und wahre Humanität, allge: 
meiner Wohlstand, religiöser Sindjund wirkliche Vaterlands- 
liebe erblühen. Alles was hinderlich ist, muß beseitigt 
werden; alles was förderlich ist, verdient jegliche Unter-=- 
stützung. 
Das aber sind nach Murhard die Grundlagen des neuen 
Deutschlands: Einheit und Einigkeit, Freiheit von fremder 
Herrschaft,Achtung und Sicherheit in Europa. Auf solchen 
Borstellungen muß das deutsche Verfassungswerk beruhen. 
das haben sogar einige aufgeschlossene fürstliche Gesandte 
in Frankfurt erkannt. Leider hindery sie ihre Instruktio= 
nen und der Mangel an persönlichem Mut, dort selbständig 
zu entscheiden, wo es sich um eine Frage handelt, die 
einzig ihrer Einsicht und Kompetenz unterliegt. Es gibt 
— leider - nur eine geschlossene Einheitsfront; das ist 
die der Fürsten, wenn es um ihre Souveränität geht. Wer 
dagegen anzugehen wagt, kommt mit seinem Landesherrn in
	        
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