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orientierten Kreise, wie sie von der franz6sischen l'union
internationale ausgehen, sehr wchl Bescheid, Aus ihren
irkeln kommt bekanntlich de Döring. Von hier laufen auch
Fäden zu K.Follen ( 87 ). Treitschke nennt ihn eine dämo=
nisch-unergründliche Persönlichkeit, einen scharfsichtigen
Dialektiker, skrupellos; in der Wahl seiner Mittel, den
geborenen Revolutionär. Follen ist ein mitreißender Dema=
goge, ein glänzender Stilist. Im Jahre 1818 bringt er
seine "Reichsverfassung" heraus, ein fast anarchistisches
Dokument, das jenseits aller überkommenen Sitte und Kon=
vention siedelt; das Werk eines fanatischen Jakobiners,
eines übersteigerten Rousseau. Von Weimar muß sich Follen
zum Frankfurt benachbarten Gießen absetzen, Nur die wenig:=
sten begreifen, schon gar nicht die Jungen, worauf Follen
mit seinem "gereinigten Christentum” abzielt. Seine Send=
boten sind bis Dänemark, bis Italien unterwegs. Es ist
für uns nicht bedeutbungslos, daß Murhard, dem persönlich
jeder echte Radikalismus fremd bleibt, z.B. nach Follens
"Kosziuskos Gebet", das zu einem Skandal wurde, in der
Europäischen Zeitung ein ähnliches mit dem Titel "Auf
Kosziuskos Tod" eines Gießener "Schwarzen" erscheint
(CZ )s
Damit schließen wir unsere Darstellung der geistigen
Welt, wie sie - neben den größeren Ereignissen dieser
Jahre - in ihrer vielfachen europäischen Verflochtenheit,
Homogenität wie Heterogenität zu Tage tritt. In ihrer
oft primitiven Inhaltlichkeit und oft in völliger Undurch=
sichtigkeit machen sie die Jahre bis zur Julirevolution
aus. Die verschieden strukturierten Geister des politi=
schen Lebens in Europa, in Deutschland, dieskutieren
diese politischen Themata. Ein Spiegelbild dieser Epoche
des Frühliberalismus geben Wirken und Schicksale Murhards
aD.