Full text: Friedrich A. W. Murhard, (1778 - 1853), Staatsrechtler und politischer Publizist im vormärzlichen Liberalismus (Teil 1)

OÖ 
orientierten Kreise, wie sie von der franz6sischen l'union 
internationale ausgehen, sehr wchl Bescheid, Aus ihren 
irkeln kommt bekanntlich de Döring. Von hier laufen auch 
Fäden zu K.Follen ( 87 ). Treitschke nennt ihn eine dämo= 
nisch-unergründliche Persönlichkeit, einen scharfsichtigen 
Dialektiker, skrupellos; in der Wahl seiner Mittel, den 
geborenen Revolutionär. Follen ist ein mitreißender Dema= 
goge, ein glänzender Stilist. Im Jahre 1818 bringt er 
seine "Reichsverfassung" heraus, ein fast anarchistisches 
Dokument, das jenseits aller überkommenen Sitte und Kon= 
vention siedelt; das Werk eines fanatischen Jakobiners, 
eines übersteigerten Rousseau. Von Weimar muß sich Follen 
zum Frankfurt benachbarten Gießen absetzen, Nur die wenig:= 
sten begreifen, schon gar nicht die Jungen, worauf Follen 
mit seinem "gereinigten Christentum” abzielt. Seine Send= 
boten sind bis Dänemark, bis Italien unterwegs. Es ist 
für uns nicht bedeutbungslos, daß Murhard, dem persönlich 
jeder echte Radikalismus fremd bleibt, z.B. nach Follens 
"Kosziuskos Gebet", das zu einem Skandal wurde, in der 
Europäischen Zeitung ein ähnliches mit dem Titel "Auf 
Kosziuskos Tod" eines Gießener "Schwarzen" erscheint 
(CZ )s 
Damit schließen wir unsere Darstellung der geistigen 
Welt, wie sie - neben den größeren Ereignissen dieser 
Jahre - in ihrer vielfachen europäischen Verflochtenheit, 
Homogenität wie Heterogenität zu Tage tritt. In ihrer 
oft primitiven Inhaltlichkeit und oft in völliger Undurch= 
sichtigkeit machen sie die Jahre bis zur Julirevolution 
aus. Die verschieden strukturierten Geister des politi= 
schen Lebens in Europa, in Deutschland, dieskutieren 
diese politischen Themata. Ein Spiegelbild dieser Epoche 
des Frühliberalismus geben Wirken und Schicksale Murhards 
aD.
	        
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