stellt, der über die Besucher des_dienstentlassenen west=
phälischen Präfekturrats des Fuldaer Departements und Wal=
deckischen Hofrats Murhard Notizen zu machen hat und all=
abendlich_ beim Polizeidirektor abliefern_muß, _Murhard sie=
delt daraufhin nach Frankfurt a.M. über; später folgt ihm
sein Bruder Karl.
In Frankfurt wird Murhard in den Kreisen der Publizisten
und Zeitungsschreiber herzlichst willkommen geheißen., Und
schon bringt er mit einem Professor Heldmann ein eigenes
Blatt heraus, die "Europäische Zeitung". Die "Europäische
Zeitung" hat nur eine kurze Lebensdauer. Schon am Ende des
Jahres 1817 wird sie wegen ihrer radikalen Haltung -—- trotz=
dem sie vorsorglich in Bern erscheint - auf Grund eines
g Ersuchens des Deutschen Bundes bei den schweizerischen
Kantonalbehörden verboten. Das bis zu 4 Blättern starke
Journal erscheint dreimal in der Woche, Seine Leserschaft
findet die 4eitung hauptsächlich in Süddeutschland, im
Rhein- und Maingau ( —&< ). Murhard hat in dieser Zeit al=
lerlei Bande wieder angeknüpft, die er dann bald in den
Dienst seiner eigenen Journalistik stellt. So ist es erklär:
bar, daß Murhard beim Erscheinen z.B. der "Europäischen
Zeitung" in verhältnismäßig kurzer Zeit einen qualifizier=
ten Korrespondentel einsetzen kann ( ebdla ). Natürlich hat
auch Murhard,wie jeder Chefredakteur, die meisten Artikel
selbst geschrieben. Außerdem haben wir Gründe zu der Annahm
daß Murhard die einkommenden Beiträge vor Drucklegung redak
tionell überarbeitet hat. Wer die wenigen Stücke studietst,
die noch heute vorhanden sind, findet die Zeitung garnicht
So radikal; eher geht ein Zug von Menschlichkeit durch die
Artikel: der Herausgeber will den noch nicht abgebauten
Haß wegen der Ereignisse der letzten Jahre ausräumen. Ihre
Materialien nimmt die Zeitung aus den Frankfurter Bundes=
tagsverhandlungen. Fragen des Naubaus innen und außen stehe:
im Mittelpunkt, desgleichen die Bestrebungen des d/ süddeut=
schen Föderalismus. Was fehlt, ist die typische Tageskolpor
tage und Belletristik. Die "Europäische Zeitung" darf neben
dem "Rheinischen Merkur" als eine der ersten politischen
Zeitungen des 19. Jahrhunderts genannt werden, Sie wird
uns noch beschäftigen.
Murhard kommt bald erneut in den Ruf eines Jakobiners. Bei