Full text: Theater-Journal des Kurfürstlichen Hoftheaters in Cassel (1821/1822)

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Doch manches neue hat kaum gelebt, 
Und zwischen Seyn und Nichtseyn geschwebt 
An einem Abend ist´s Todes verblichen, 
Oder hat sich ganz stille davon geschlichen. 
Bemerkt ihr so eins im Theaterjournale, 
So denkt, das Schicksal hat seinen Lauf, 
Und wecket nicht durch böses Gerede 
Die einmal entschlafenen Todten auf. 
Doch etwas ist wahr an jenem Sprüchwort, 
Daß die Welt beim Alten immer bleibt. 
Und alles im selbigen Kreise sich treibt. 
Nehmt mich, zum Exempel, was ich jetzt bin, 
Das bin ich schon lange, schon lange gewesen, 
Und gehe so ruhig durch's Leben dahin, 
Als hätte Geschick zum Soufleur mich erlesen. 
Fiel's jetzt, wie ein altes Haus, mir ein, 
Ach wollte der erste Sänger seyn, 
Oder gar den Theseus in der Phädra spielen, 
Oder sonsten nach Allzuhohem zielen, 
Wie das so Vieler Gewohnheit ist, 
Die sich glauben zu allen Rollen geboren, 
Da hätt' ich, verehrte Herren glaubt, 
Schon längst die Lust am Soufliren verloren. 
Nein, so war ich nimmer in mich verliebt, 
Ich nehme nicht mehr, als man mir giebt; 
Doch etwas Liebe der Art verzeihet 
Man jedem armen Menschenkind, 
Wenn's draußen hagelt und stürmet und schneiet, 
Hüllt jeder sich in den Mantel geschwind; 
Die Art von Lieb' ist bei mir auch zu finden, 
Denn jeder hat sich selber doch lieb, 
Und könnte sich mancher ihr mehr entwinden,
	        
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