Full text: Reden, gehalten bei der Beerdigung des Herrn Ferdinand Gamburg in Frankfurt a. M. am 11. und 15. September 1892

so hatte er sofort einen anderen Gedanken, der gleich gut 
und gleich werth war, aber verwirklicht werden konnte. So 
war er im Herzen nie enttäuscht. 
Seine Liebe kannte keine Grenze, sie hatte keine 
Schranke im Glauben, in der Nationalität. Es war noch 
sein letztes Werk, daß er in Grindelwald für Schweizer Christen, 
die durch den Brand verunglückt waren in ihrem Besitz, 
sammelte und ihnen reichlich zuwenden konnte; und wir er 
innern uns vor mehreren Jahren, als die Noth unserer russischen 
Glaubensbrüder noch nicht unser Herz bewegte, wie konnte 
er damals schon für die geschmähten polnischen Juden ein 
treten! Wie konnte er unser Herz bewegen, uns den Schleier 
fortreißen, der vor den Augen war, daß wir in den armen 
unglücklichen zerlumpten Gestalten den Menschen, den elenden 
Menschen, den Bruder wieder erkannten! So machte er nicht 
Halt mit seiner Liebe vor den Thoren der Stadt, seine Liebe 
gehörte der Welt. 
Soll ich noch seine Persönlichkeit, wie sie sich im Kleinen 
gab, Euch vorführen? sein liebenswürdiges, freundliches Wesen, 
seine heitere Natur? Wie er auch in heiteren Stunden der 
Erste war, wie er witzsprühend sprechen konnte, hinreißen 
konnte zum Lacheu, zur Heiterkeit, und wie poetisch er war, 
wie er mit seinen Enkeln sprechen konnte, wie er für seine 
Enkel naive Berschen machen konnte, um Eltern und Groß 
eltern zu erfreuen? 
Er war eine reine große Natur, groß auch, wenn 
er in kleiner Arbeit thätig war, groß überall. 
So war er uns, und was wird er uns sein? 
Seht, lieben Freunde, ich bringe Euch sein Vermächtniß. 
Als noch der Engel des Todes ihm nicht genaht, als noch 
keine Furcht unser Herz beklemmte, einen Tag vor seinem 
Tode war ich bei ihm, und ich fand ihn in der rüstigen.
	        
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