Full text: Reden, gehalten bei der Beerdigung des Herrn Ferdinand Gamburg in Frankfurt a. M. am 11. und 15. September 1892

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er war ein kräftiger, kerniger Mann, geradeaus, recht 
schaffen, ehrlich, rechtlich, er kannte keine Falschheit, keinen 
Trug, ihm war die Wahrheit eine heilige Sache. Uni 
versell veranlagt, ausgestattet mit allen schönen geistigen 
und Gemüthseigenschaften, wäre er überall bedeutend ge 
worden. Er hatte die Kraftdes Geistes, des logischen Denkens, ver 
bunden mit einem innigen, kindlich reinen Gemüth, er hatte 
rüstige Körperkraft, er hatte eine Elastizität, die aller Ar 
beit spottete, die durch nichts sich niederwerfen ließ, er 
hatte eine Redegewandtheit, die von selbst aus dem Herzen 
sprudelte und mitriß. Eine solche Natur wäre in der Lage 
gewesen, überall führende Stellung einzunehmen, mochte 
sie politisch, im Staate, mochte sie in der Gemeinde sein. 
Er hat nach solchen Stellungen, nach solchen Ehren sich 
nicht gesehnt, ihm war das kein Ruhm, anerkannt zu werden 
wegen äußeren Glanzes, ihm war es ein Ruhm, anerkannt 
zu werden wegen seines inneren Lebens und wegen seiner 
guten Werke. Er war nicht der Mann, eine Stellung zu 
suchen, bei der er sich beugen mußte, bei der er seinen 
Charakter hätte verleugnen müssen, das lag ihm fern! Er 
war ein Mann, der nur da leben und schaffen konnte, wo 
er der Wahrheit die Ehre geben mochte. Ein freier Mann 
war er, als solchen haben wir ihn gekannt, ein gerader 
Mann, der nicht abwich von rechts nach links, wenn er den 
Weg, den er ging, als richtig erkannte. 
Dabei war er ein treuer Sohn seines Vaterlandes, 
ein treuer Bürger seiner Stadt, dem das Wohl des Vater 
landes und der Stadt sehr am Herzen lag, der nach seiner 
Weise wohl wirkte, daß es auch dort nach dem Besten 
ging, soweit es in seinen Kräften stand. Und wirkt nicht 
der zum Wohl des Vaterlandes am meisten, der weite 
Schichten des Vaterlandes glücklich zu machen strebt, der
	        
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