30
seines Lebens starb in der Blüthe ihrer Jahre. Unermeß
lich war sein Schmerz, er wanderte zum Grab und weinte,
und sein Herz war verbittert, war zerrissen, er konnte das
Glück seines Lebens nicht mehr finden. Da ging es in
seinem Herzen ihm auf, da fand er den Ersatz, der alle
Schmerzen überwindet, da fand er über den Schmerz
hinaus die Liebe wieder. Dieser Zug ist so erhaben schön,
so poetisch groß, daß das Herz, das eben in Schmerz
zerrifien ist, sich aufrichtet an dem Größten, was es gibt,
an der Liebe zur Menschheit! Und dieser Zug erinnert an
das schönste Bild unserer Dichtkunst, es erinnert an Nathan,
der im größten Schmerz Gott anerkennt und ruft: „Und
doch ist Gott!" Unser Bruder zeigte sich damit als ein
ächtes Kind unserer Religionsgemeinschaft, die in der größten
Bitterniß, in dem größten Schmerz den Trost fand, der
über alleu Schmerz erhaben: Gutes wirken!, der Gemeinschaft,
die ja gerade im Schmerz ihre Kraft gewann, der Gemein
schaft, die dann ihre Güter bewahrte und festhielt, wenn
äußere Bitterniß über sie kam, der Gemeinschaft, die gerade
in dem Schmerz groß war und erhaben und die Mission
für das ganze Weltengeschlecht übernahm. So war er ein
Kind seiner Religionsgemeinschaft, so zeigte er sich in seinem
Schmerz gerade als ächter Jude, daß er in dem Schmerz
die Liebe wiederfand! Und die Liebe, die ihn mit seinem
Weibe verband, sie schenkte er der Welt, er wurde ein
Schützer, ein Prediger der Güte, der Menschlichkeit. So
wurde Ferdinand Gamburg, was er war; so fand er
sein Wirken für die Zukunft, und so hat er es reichlich
geübt.
In reger Selbstarbeit hat er es geübt, er suchte nach den
Zielen der Menschheit. Er wußte, daß nur ein kerniger,
kräftiger Mann werth ist, ein Führer zu sein! und