Full text: Reden, gehalten bei der Beerdigung des Herrn Ferdinand Gamburg in Frankfurt a. M. am 11. und 15. September 1892

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seines Lebens starb in der Blüthe ihrer Jahre. Unermeß 
lich war sein Schmerz, er wanderte zum Grab und weinte, 
und sein Herz war verbittert, war zerrissen, er konnte das 
Glück seines Lebens nicht mehr finden. Da ging es in 
seinem Herzen ihm auf, da fand er den Ersatz, der alle 
Schmerzen überwindet, da fand er über den Schmerz 
hinaus die Liebe wieder. Dieser Zug ist so erhaben schön, 
so poetisch groß, daß das Herz, das eben in Schmerz 
zerrifien ist, sich aufrichtet an dem Größten, was es gibt, 
an der Liebe zur Menschheit! Und dieser Zug erinnert an 
das schönste Bild unserer Dichtkunst, es erinnert an Nathan, 
der im größten Schmerz Gott anerkennt und ruft: „Und 
doch ist Gott!" Unser Bruder zeigte sich damit als ein 
ächtes Kind unserer Religionsgemeinschaft, die in der größten 
Bitterniß, in dem größten Schmerz den Trost fand, der 
über alleu Schmerz erhaben: Gutes wirken!, der Gemeinschaft, 
die ja gerade im Schmerz ihre Kraft gewann, der Gemein 
schaft, die dann ihre Güter bewahrte und festhielt, wenn 
äußere Bitterniß über sie kam, der Gemeinschaft, die gerade 
in dem Schmerz groß war und erhaben und die Mission 
für das ganze Weltengeschlecht übernahm. So war er ein 
Kind seiner Religionsgemeinschaft, so zeigte er sich in seinem 
Schmerz gerade als ächter Jude, daß er in dem Schmerz 
die Liebe wiederfand! Und die Liebe, die ihn mit seinem 
Weibe verband, sie schenkte er der Welt, er wurde ein 
Schützer, ein Prediger der Güte, der Menschlichkeit. So 
wurde Ferdinand Gamburg, was er war; so fand er 
sein Wirken für die Zukunft, und so hat er es reichlich 
geübt. 
In reger Selbstarbeit hat er es geübt, er suchte nach den 
Zielen der Menschheit. Er wußte, daß nur ein kerniger, 
kräftiger Mann werth ist, ein Führer zu sein! und
	        
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