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Herr kmil Stirbrl.
Verehrte Leidtragende!
Im Namen des israelitischen Handwerkervereins
ruft ich dem leider so früh Dahingeschiedenen hiermit die letzten
Abschiedsworte zu. Der theuere Berblichene war Vorsitzender
unseres Vereins, und obschon derselbe diese Stelle nur
turze Zeit bekleidete, so fand sein rastloser Eifer und seine
große Erfahrung doch Zeit genug, im Verein eine neue
mustergültige Organisation ins Leben zn rufen, welche für
die fernere gedeihliche Entwickelung desselben von segens
reichen Folgen begleitet sein wird. Er war rastlos bemüht,
den Verein zu heben, für seine guten Zwecke zu wirken,
und jede Verwaltung konnte sich glücklich preisen, die einen
Mann wie ihn in ihrer Mitte sah. Ferdinand Gam-
burg war ein Mann von großer Herzensgüte und den
edelsten Charaktereigenschaften, dem immer ein warmes Herz
für seine Mitmenschen im Busen schlug. Er war stets bereit,
fremder Noth zu helfen. Jedem, der seine Hülfe anrief,
mit Rath und That zur Seite zn stehen, und wenn er ein
mal etwas erfaßt hatte, konnten die größten Schwierigkeiten
und Mühseligkeiten, vor welchen viele Andere zurückge
schreckt wären, ihn nicht abhalten, diese einmal begonnene
Sache mit der größten Aufopferung zu einem gedeihlichen
Ende zu führen. Er aber stellte selbst nur geringe An
sprüche an das Leben. Seine ganze Thätigkeit in den
letzten Jahren, ja seine ganze Zeit, selbst die Zeit, die
Andere ihrer Erholung und ihrer Zerstreuung widmen,
stellte er gern und willig in den Dienst für das Wohl
seiner Mitmenschen. Denn seine einzige Freude war, Gutes