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seinem Gemüth, dessen Güte und Lauterkeit fast unvergleichlich
war, seinem Herzen stand ein besonnener Geist zur Hülfe,
und beide beherrschten mit überlegenem Blick in die Zukunft
alles, was in ihm glühte, alles, was an Fähigkeiten in ihm
lebte und sich regte. Alles Wollen und alles Können in ihm
stand immer bereit zur Verfügung dem regen Geist, der die
Herrschaft über sich und über Alles in ihm mit mächtiger
männlicher Hand führte. So wie seine äußere Erscheinung
war sein inneres Wesen: fest, in einander gefügt, gerade,
aufrecht und beweglich, so war Alles an ihm und Alles in
ihm. Die Selbständigkeit in seinen Ueberzeugungen und
Anschauungen war gepaart mit einer unbegrenzten Duld
samkeit; aber Ferdinand Gamburgs Duldsamkeit war
nicht eine Duldung, die der Geduldete als solche empfinden
konnte, es war nicht eine Duldung, bei der der Gewährende
ein Opfer brachte, sondern es war jene menschenfreundliche
liebevolle Anerkennung alles Andern, was er als ehrlichen
und redlichen Ansdruck innerer Ueberzeugung erkannt hatte.
Mit schonungslosem, unerschrockenem Freimuth verband er
die freundlichste Ritterlichkeit und Liebenswürdigkeit, mit
der vollendeten Männlichkeit eine fast kindliche Lauterkeit
des Gemüths, mit der weitgehendsten Entfaltung seiner
Gaben eine fast unberührte Ursprünglichkeit in dem Emp
finden.
Das war G am bürg der Mensch, das war G am bürg
der Freund, das war G am bürg der Jude. Der Jude —
Trauernde Versammlung! Von Jakob erzählt die heilige
Schrift, daß er gerungen hat mit einem Sendboten Gottes.
Er ist von dem Sendboten des Herrn zwar verletzt worden
an seiner Hüfte, aber besiegt ist er nicht von ihm worden,
er hat gesiegt, Jakob, darum erhielt er den Namen
Israel. Das ist das Vorbild für den Israeliten, das ist