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seinen vorzulegenden Kirchenbüchern und Kirchenlitteralien dem Convente
eine ‚Art schriftlichen Berichts von seiner Gemeinde, den sogenannten cata-
logus, überreicht, zugleich auch über die Zustände in derselben mündlich
Auskunft gegeben. Der catalogus enthielt, wie wir auf dem Convent zu Kes-
selstadt am I. 7. 1658 hören: 1, Die Angabe über die Seelenzahl der Paro-
chie, (Kesselstadt zählte damals 129 Seelen, Dörnikheim 162.) 2. Wie viel
Pısbvter seien und wie lange im Amte. 3. Wie viel Communikanten.
4. Wie viel refractarii oder Halsstarrige d. h. Lutheraner oder Papisten
am Orte wären. Ob'derselben Einige zu uns oder der Unsrigen zu ihnen
getreten. . 5. Wie viel Eheleute in der Gemeinde vorhanden, seit wann
sie. verheirathet seien und wie sie in ‚der Ehe beisammen lebten. 6.
Wic viel Wittwen und Waisen, seit wann und wie sie sich verhalten.
7. Ob die Kinder der. refractariorum unsere Schule hesuchen. 8, Wie
viel Juden und Bettler. vorhanden sind und. wie sich die erstern ver-
halten. — Namentlich hat sich der pastor loci. auch mündlich über die
Seniores, über den Schultheiss und den Schulmeister hinsichtlich ihres
amtlichen und privaten Verhaltens zu äussern gehabt.
Danach sind diese Letzteren vicibus versis auch vernommen wor-
den. Ihr hinsichtlich des Pfarrers abgegebenes Zeugnis fällt für dieselben
gemeiniglich gut aus. Er halte sich in Lehre und Leben wol, es sei
an ihm kein Mangel. Doch wird auch hin und wieder von Seiten der
Vorsteher Eins und das Andere an Diesem oder Jenem zu erinnern
gefunden. Die Schultheissen zu Ober- und Niederissigheim über ihren
Pfarrer befragt geben ihm ein gut Zeugnis, klagen nur, dass derselbe
die Predigten ziemlich lang protrahiere und dadurch die Leute verdriess-
lich mache, dass er die Predigten zu lang aufhalte und sonderlich zu
Mittag, dass sichs danach mit den catechisationes und imformationes
zu weit und zu lang hinaus verweilen tue.
Den Kirchenältesten zu Rossdorf und Mittelbuchen misfällt es,
dass ihr Pfarrer am. Sonntag gar zu nachsichtig bei Erteilung von Urlaub
sei, so dass namentlich von «den Alten Manche die Catechisation und
Information am Sonntag Nachmittag versäumten und. truppweise zu 10
und 12 nach Hanau zögen, um daselbst ihren Geschäften nachzugehn.
In ihrem eigenen Interesse pflegen die Aeltesten lange Zeit regel-
mässig das dringende Anliegen vorzubringen, es möge ihnen eine Er-
götzung in ihrem Kirchendienst zu Teil werden. Dieweil sie in ihrem
Amt viel Unlust und Widerwillen von Seiten der Nachbarn ausstehen
müssten, könne ihnen wol eine Ergötzlichkeit oder ein Stücklein Freiheit
der gemeinen Beschwerung vor Andern vergönnt werden, damit sie ihr
Amt desto williger ausrichten möchten.
Die Schultheissen werden öfter getadelt, dass sie nachlässig seien
in der Execution der Kirchendisciplin und in der Eintreibung der Kir-
chenstrafen.*)
Der zu Mittelbuchen erklärt auf die Frage, ob er in executione
der Kirchendisciplin die Hand biete — : „Ja, er tue so viel als ihm
*) Conferatur mein Aufsatz vom Kirchenwesen zu Steinnu a. Strasse a a. 0.
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