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(1611) wäre nichts Sonderliches, eher schon die mehr allgemeine Wahr-
nehmung, dass die Schuldiener mehr ihren Sachen nachlaufen als der
Schule, auch den Kindern mit keinem guten Exempel vorgehen. :
Der Pfarrer zu Rossdorf klagt wiederholt, dass, obwol viel Kinder
des Orts, doch die Schul übel versehen werde, weil jene durch. des
Schulmeisters Weib vertrieben würden, teils um des geringen stipendii
willen, teils weil sich diese über jene öfters habe ärgern müssen.
In Niederrodenbach wird zur selben Zeit überhaupt keine Schule
vorgefunden und deshalb vom Convent beschlossen, sie soll vom pastor,
loci Martino Heilmann gehalten werden. Aber noch 1643 wird im Con-
vent Folgendes konstatiert: Weilen kein Schuldiener vorhanden und
pastor loci vor etlichen Wochen die Gemeinde vermahnt, dass sie ihm
in Mangelung eines Schuldieners die Kinder des Tags nur 2 Stundt
zur Unterweisung schicken sollten und sie solches nicht getan, also ward
der Conventsschluss gemacht, dass die Kinder neben den alten in der
Kirch examiniert und gehöret, die Rodenbächer aber wegen mutwilliger
und unverantwortlicher Versäumnis ihrer Kinder vom Herrn Inspector
hart bestraft würden, Dies geschieht denn auch alsbald. Am Schluss
des Kirchenexamens hat der Herr Inspector die Fahrlässigkeit und Ver-
säumnis ihrer Kinder hart gestraft, zur Gottseligkeit und christlicher
Obacht ihrer Kinder vermahnt, dass, weilen sie einen Kuhhirten hielten
und denselben wol lohnten, vielmehr und tausend mal mehr sie ihren lie-
ben Kindern einen Schuldiener halten und wol belohnen sollten (1643).
Anno 1613 bezeugen die Seniores zu Rüdigheim ihrem Schul-
meister, dass er zur Winterszeit, weil zu Sommerszeiten die Nachbarn
ihre Kinder zur Arbeit gebreucheten, bei der Jugend tue, was ihme
besten Fleisses möglich sei. Durch die Verwirrungen des Kriegs aber
ist es im Jahre 1642 dahin gekommen, dass der Convent weder Schul-
kinder noch Schuldiener daselbst vorfindet. Zwar existiert ein solcher,
zugleich Ortsdiener, aber er ist nicht am Orte wohnhaft. Des Näheren
heisst es: Als man die Schul hat visitieren wollen, sind weder Schul-
haus noch Schüler vorhanden gewesen. Die Seniores sagen aus: Sie
seien verbrannte Leute, müssten ihre eigenen Häuser erst bauen, müss-
ten sich manchmal 3 Hausgesäss unter einem Dache behelfen, so stünde
es auch in ihrem Vermögen nicht, Fenster oder Ofen dem Schulmeister
aufs Rathshaus zu machen, propter eandem difficultatem, wissen noch
keine Mittel.
Wegen der Schul weiss der Schultheiss im Geringsten auch kein
Mittel wie zu helfen. So wäre es auch in ihrem Vermögen nicht, das
geringste Fenster auf die gemeine Stube, dahin sich die Kinder im
lernen verfügen könnten, machen zu lassen. — Darauf sind. dann den
Rüdigheimer armen und verbrannten Leuten von Herrn Theodoro Leu-
relio, Pfarrherrn zu Hanau, zur Reparierung der Fenster auf der ge-
meinen Stube im Rathhause als einstweiligem Schullokale 2 Gulden aus
dem Kasten zu Hanau gesteuert worden, die sie durch einen Senioren
sollen abholen lassen.
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