Full text: Geschichte der Kirchenvisitationen der Hanauer ev. reformierten Kirche im 18. Jahrhundert, dazu: Geschichtliche Abhandlung über die Hanauer Quartal-Convente im 17. Jahrhundert

— 1 9). 
Endlich teilt Endemann den Pfarrern mit, dass Regierungsrat 
Ledderhose (derselbe war zugleich Consistorial-Präsident) ihn auf seiner 
Visitationsreise begleiten werde, um die Geschäfte, welche ihm Hoch- 
fürstliche Durchlaucht aufgetragen habe und welche die Kirchenvisitation 
weder angehen noch hindern würden, zu verrichten. In Ansehung der 
Bewirtung sind wolgedachter Herr Regierungsrat mit dem Superintendenten 
Endemann gleicher Meinung, Dieselben hoffen nämlich, dass die Herrn 
Pfarrer dahin besorgt sein werden, dass. Sie entweder in der Pfarr- 
wohnung oder anderwärts ein gutes Logis antreffen mögen. Der Herr 
Regierungsrat würde alles bezahlen und wie es mit dem Visitanten 
gehalten werde, sei ihm Ohnehin bekannt. Regierungsrat Ledderhose 
hat den Superintendenten Endemann auf beiden Visitationsreisen  be- 
gleitet. Der Zweck dieser Begleitung, der im ersten Circularschreiben 
in mystisches Dunkel gehüllt wird, trat bald klar zu Tage. 
Ledderhose sollte und wollte sich nämlich persönlich an Ort und 
Stelle Kenntniss von den Localumständen der Gemeinden erwerben. 
Er hat auf diesen Reisen Materialien zu seiner grundlegenden und bahn- 
brechenden Kirchenstatistik gesammelt, welche im Jahre 1780 zu Cassel 
herausgegeben wurde unter dem Titel „Beiträge zur Beschreibung des 
Kirchenstaates der Hessen -Casselschen Lande“, später umgearbeitet 
von Bach in Jesberg, und zuletzt von Hochhuth, Metropolitan in 
Frankenberg 1872 unter dem Titel: „Statistik der evangelischen Kirche 
im Regierungsbezirk Cassel etc.“ 
Beidemale auf seinen Visitationsreisen in die Obergrafschaft hat 
Endemann nach hergebrachter Weise auch Pastoral-Convent in Schlüchtern 
abgehalten. 
Die Prediger, welche das 65. Lebensjahr zurückgelegt hatten, 
waren nach einem Consistorial-Decret vom 14. 9. 1776 vom Besuch 
desselben dispensiert. Den übrigen soll, da sie den Convent in Hanau 
nicht besuchen, hier Gelegenheit gegeben werden, eine besondere Probe 
ihres Fleisses und ihrer Geschicklichkeit abzulegen. Welche Stellung 
Endemann zu dem Conventen und der Conventsarbeit einnahm, ergibt 
sich aus dem nachfolgenden Pastoralschreiben vom 12. 7. 1776. Es 
ist nicht zu leugnen, es geht ein Luftzug einer neueren praktischeren 
Zeit da hindurch. Wir merken es wohl, man fühlt das Bedürfniss die 
schwere dogmatische Rüstung der alten Zeit mit ihren endlosen, massiven, 
dürren Thesen und Antithesen, Quästionen und Oppositionen zu lüften, 
den Bann der Unfruchtbarkeit derselben zu durchbrechen. Das unfruchtbare 
Princip verschwand jedoch gänzlich erst mit den Pastoralconventen über- 
haupt, 
Das angeführte Schreiben des Herrn Superintendenten vom 
I2, 7. 1776 hat folgenden Wortlaut: 
QM
	        
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