mann DL mm
Anbei, vermuthlich wegen meines ‚Alters, Schwachheit, und. täg-
lichem Abnehmen der Kräfte zum letztenmal, berufe ich Sie zum Rich-
terstuhle Ihres Gewissens, wie oft und viel ich in allen meinen Cirkular-
schreiben meine Geehrten Herren Pfarrer obtestieret, ermahnet, gebeten
und geflehet, in Ihrem wichtig schweren Amt alle Treue, Fleiss, Kräfte
Leibes und der Seele anzuspannen und sich keiner öffentlichen und privat,
ordinären und extraordinären Arbeit und Mühe verdriessen zu lassen, in
Catechisationen publicis und privatis, wie auch visitationibus et cho-
lasticis et domesticis junge und alte aus der groben Unwissenheit
herauszureissen, ihnen den Weg zu zeigen, ihr inneres Verderben durch
die Erbsünde und lasterhafte Gewohnheit, Eitelkeit und - Weltliebe ernst-
lich einzusehen, und Gott um die Gnade des heiligen Geistes um Christi
Tod und Auferstehung zur wahren uw&eT@voL&/, in wahrhafter Buss und
Glauben ernstlich und inbrünstig zu bitten. Zu dem Ende ich mein
in 1727 ausgegebenes Pastoral-Schreiben, das hier auf der Registratur
zu haben, oder bei Herrn Kassen-Verwalter Mehlburger, gar sehr
zum fleissigen Lesen, Betracht- und Uebung will recommandieret haben.
Nebstdeme recommandiere auch Ihre Kirchengefälle, dass sie treulich
administrieret, der Ausstand eingetrieben, die liquidationes gemacht, mit
Amtshülfe eingefordert und der Bauleute recesse berichtiget, mithin
durch neue Capitalien der Kirchen-Renten vermehrt werden.‘ Wobei
ich mich schuldigst und dankbarlichst erinnere, wie meine Geehrten
Herrn Pfarrer bei Kirchenvisitationen und Rechnungsverhör mir. viele
Höflichkeit mit liebreicher Aufwartung, Speis, Trank und Lager erwiesen,
und mich ihrer Kirchen zum Besten und mir zum Vergnügen frei ge=
halten, da ich sonst nebst meinem gewöhnlichen. Gebühr 3 ä 4 Gulden
als partem salarıi pro Inspectoratu auch täglich 3 Gulden diaeten mit
Recht nehmen können, als der ich vom Inspectorat keinen Heller sala-
rium habe, sondern mit meinem College 2%° in allem gleichstehe, wel-
ches in 40 Jahren schon eine gute Summa hätte machen können. Doch
ist Alles zur Ehre Gottes und Dienst der Kirchen geschehen, nach meiner
Schuldigkeit. Indessen bin ich meinen Geehrten Herrn Brüdern zu
danken schuldig, wie hiermit geschiehet, und ich Ihnen davor Gottes
gnadenreichen Segen nach Seel und Leib von Herzen anwünsche, Gott
erhalte Sie in seiner scligmachenden Gnade bis zum spätesten Alter!
Ich aber bitte Gott vor dieselbigen und ersterbe in Liebe und schuldi-
gem Dank gegen Gott und Sie. Habe ich Jemanden etwas zu nahe
getan, so ist es in Unwissenheit oder krafft meines Ambts oder rechts-
wegen ohngefähr geschehen, bitte um Vergebung, der ich bin
Meiner geehrten Herrn Pfarrer
dienstwilliger
Fr. Grimm, moritura
Hanau, den 17. Marti 1748. manu e lecto.
aetat. 76, ministerii 50.,
inspectoratus 42.; totius
minister1i Senior. -