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das Reich Christi erheben, zu besiegen wären, und komme noch dazu
eine streng durchgeführte presbyteriale Zucht, zur Not auch die Mit-
hülfe der weltlichen Obrigkeit in besonders schwierigen Fällen, so habe
man die Wünschelrute in‘ der Hand, um in der Gemeinde alle verhbor-
genen Schätze der Weisheit und Gottseligkeit zu heben.
Aber schon der Hirtenknabe David hat gefunden, dass er in der
schweren königlichen Rüstung nicht gut gehen konnte. Die Kiesel-
steine in seinem Hirtentäschlein genügten ihm, den Riesen Goliath zu
erschlagen, und mehr als cinmal überwand er die bösen Geister sogar
durch sein Saitenspiel.*)
Dass eine kriegerische Rüstung im Allgemeinen nötig sei, um mit
Erfolg Kriege zn führen, unterliegt keinem Zweifel. So wird auch Kei-
ner ein rechter Theolog sein können, der nicht theologisch gerüstet ist,
nicht wie es oben heisst ein bestimmtes systema theologiae gebraucht,
wie die Kirche Christi aufhören würde, Kirche Christi zu sein, wenn sie
hinfort nicht mehr Pfeiler und Grundfeste der Warheit sein (Tim. 3, 15),
sondern ihren Gliedern die Freiheit der Meinungen grundsätzlich und
absolut überlassen sollte. Ein jeder Christ und ein Theologe erst recht,
muss sagen können: Ich weiss, an wen ich glaube, und seines Glaubens
in Uebereinstimmung mit der Kirche, deren Glied er ist, immer ge-
wisser werden.
Damit ist aber nicht gesagt, dass die theologische Erkenntnis, das
Wissen überall in den Vordergrund treten und die Aufklärung der Un-
wissenden allezeit das Beste tun müsste. Der Herr Christus, als er den
verlorenen Schafen vom Hause Israel nachging, hat denselben kein theo-
logisches System vorgetragen, sondern angehoben mit den sieben Selig-
preisungen, indem er dem ungestillten Seufzen der Menschenherzen, dem
Friedensbedürfnis der Mühseligen und Beladenen liebevoll entgegen
kam. Er hat die Blinden sehend, die Lahmen gehend, die Aussätzigen
rein gemacht, den Todten auferweckt und den Armen das Evangelium
verkündigt, in gottmenschlichem Erbarmen Menschenherzen, ein jegliches
nach seiner besonderen Art zu erfassen, zu gewinnen gesucht, Und
Paulus des grösste Dogmatiker aller Zeiten, bezeugt uns zwar im Brief
an die. Römer, dass er ein systema theologiae gebrauche, aber er ist
soweit davon entfernt, dasselbe nackt und blos unvermittelt hervortreten
zu lassen, dass er an die Corinther schreibt I. 9, 19—22: Obwohl ich
frei bin von Jedermann, habe ich mich doch selbst Jedermann zum
Knechte gemacht, auf dass ich ihrer Viele gewinne, Den Juden bin
ich gewesen als ein Jude, auf dass ich die Juden gewinne. Denen, die
unter dem Gesetz sind, bin ich gewesen als unter. dem Gesetz, auf
dass ich die, so unter dem Gesetz sind gewinne. Denen, die ohne
*) Sie werden merken, m. v. H., worauf ich hinaus will. Wenn College
M. in H. einen Jünglings-Verein oder eine Reiffeisen’sche Darlehnskasse gründet,
so greift er nach Kieselsteinen in seiner Hirtentasche, und wenn die Hochwür-
dige Geistlichkeit in S. einen Kirchengesang-Verein ins Leben ruft, so wird
kräftiglich in die Harfe Davids gegriffen u. Ss. W,