Wenn wir am Ende des 30jährigen Kriegs gelebt und eine mass-
gebende Entscheidung zu treffen gehabt hätten, wie dem Jammer der
Verwüstung am füglichsten hätte abgeholfen werden können, wir hätten
warscheinlich die Dominos consiliarios Hanovienses — die gräfliche Re-
gierung zu Hanau, nach unserer heutigen Weise zu reden — ernstlich
veranlasst, eine General-Kirchen- Commission ins Leben zu rufen, die
stante pede wenigstens das Oberland durchzogen hätte von Pfarrort zu
Pfarrort, um den Greuel der Verwüstung näher zu besehen und die
zerstörten Mauern Zions vorerst im Allgemeinen notdürftig wiederum
herzustellen. Nichts derartiges geschah. Es wird den meisten der neuen
Pfarrer ergangen sein wie ihrem Confrater Joh. Georg Busius von Stei-
nau. Er schreibt, dass er, nachdem der alte Pfarrherr Dominus inspector
Joh. Appelius am 1. Augusti 1635 an der Pest gestorben und er es
avisiert worden sei zu Hanau, sich uff Bewilligung und Vorwissen do-
minorum consiliariorum Hanoviensium heruff begeben und von der Zeit
an mit äusserster Lebensgefahr die Kirche bedient habe.
Man hat die geistlichen Kräfte, die sich anboten und irgendwie
annehmbar erschienen, kurzer Hand an den Ort ihrer Bestimmung ge-
sandt, indem man es ihnen überliess, sich mit den kümmerlichen Resten
der Gemeinden zurecht zu finden und einzurichten, „so gut als sie
geköntt“.
Und wenn die neuen Hirten ihre Aufgabe so treu und gewissen-
haft erfasst haben wie die Pfarrherrn von Steinau in der 2, Hälfte des
Jahrhunderts, so gebührt ihnen für ihre redliche Mühe und Arbeit alles
Lob und alle Anerkennung.
Von einer Kirchenvisitation ist auf lange hinaus keine Rede.
Endlich 1658 kommt einmal der Oberpfarrer von Hanau herauf, es war
der vor Kurzem zum inspector omnium classium bestellte inspector Pe-
trus Pezenius, um in Steinau und Schlüchtern nachzusehen, wie sich
die kirchlichen Zustände hier oben im Lande während des letzten Jahr-
zchents gestaltet haben. Die übrigen Pfarreien der obern Grafschaft
scheint er nicht berührt zu haben,
Danach ist von einer Kirchenvisitation im laufenden Jahrhundert
überhaupt keine Rede mehr. Erst auf der Schwelle des folgenden am
2. 11. 1699 wird durch Inspector Hackenius wieder einmal Kirchen-
visitation in Steinau abgehalten.
Die Presbyter und der Amtmann über des Pfarrer Bender bisher
geführten Wandel befragt, legen ihm allerseits cin gutes Zeugnis bei.
Auch wünschen sie von Herzen, dass Gott der Herr seine Arbeit an
den Herzen ferner segnen und durch ein recht exemplarisches Leben
und führende gute Lehre die Gemeinde dieses Orts je länger je mehr
erbaut werden mögte.
Danach hält Inspector Grimm seine erste Visitation zu Steinau
gelegentlich der Einführung des Pfarrer Ammon, am 209. 5. 1707.
Pfarrer Anımon war schon seit Neujahr dahier aufgezogen. Die Kirchen-
ältesten waren deshalb in der Lage, bezüglich der Lehre und des Wan-
dels ihres neuen Seelsorgers dem Herrn Inspector eine Liebescontestation