Full text: Geschichte der Kirchenvisitationen der Hanauer ev. reformierten Kirche im 18. Jahrhundert, dazu: Geschichtliche Abhandlung über die Hanauer Quartal-Convente im 17. Jahrhundert

Meine verehrtesten Herren Amtsbrüder! 
Wenn ich mir gestatte, für einige Stunden Ihre Aufmerksamkeit 
den Kirchenvisitationen unserer Hanauer ev. reformierten Kirche des 
vorigen Jahrhunderts zuzuwenden, so befürchten Sie nicht, ich würde 
den Anfang machen, mit einer gelehrten Abhandlung über die Bedeu- 
tung von Kirchenvisitationen im Allgemeinen und im Besondern, oder 
mit einer ethymologischen, historischen, theologisch-philosophischen Aus- 
einandersetzung gewisser Art. Ichwerde nicht reden von den &7tL0%0704L5, 
den Superintendenten, Inspectoren, Dekanen und Metropolitanen, auch 
nicht von den Visitationsreisen des Apostels Paulus, oder der Inspection 
des Kretensischen Bischofs Titus, oder der General-Kirchen - Visitation 
Luthers, oder der Kirchenvisitation des Cardinals und Erzbischofs Fe- 
derigo Borromeo von Mailand im Jahre 1629 -—, bekanntlich ‚eines der 
ergreifendsten Kapitel des berühmten Buches von Alessandro Manzoni. 
Ich gehe vielmehr in mediam rem, indem ich cs für eine Pflicht 
der Pietät in unsern Tagen halte, nach Kräften das Gedächtnis unserer 
geistlichen Väter wach zu rufen, auf deren Schultern wir ja doch stehen, 
wissen ja doch die Meisten des jüngern Geschlechtes kaum die Namen 
der ehrwürdigen Superintendenten und Inspectoren unserer Kirche aus 
der Zeit vor 100 Jahren. Sie sind es wert, dass wir mit Gedanken 
der Liebe und Verehrung, der Dankbarkeit bei ihnen verweilen, ist doch 
Mancher unter uns, dem die milde Güte Eines von ihnen seiner Zeit 
sogar materiell recht kräftig unter die Arme gegriffen hat. 
Sie alle haben es treu und redlich in ihrem wichtigen Amte ge- 
meint. Und wenn auch Manches von ihrer Art, das Beste der Kirche 
wahrzunehmen, sich auf die Dauer als unbrauchbar erwies, fruchtbringend 
anzuregen, so hat doch auch der von ihnen ausgestreute gute Samen 
mit Gottes Hülfe bis in unsere Zeit edle Frucht gebracht. Kein Same 
in der Welt geht alsbald auf, und auf dem Kirchenfelde bedarf er ge- 
meiniglich erst rccht langer Zeit, bis er keimt, grünt, blüht und Frucht 
bringt. — Gedenket an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt 
haben, welcher Ende schauet an und folget ihrem Glauben nach! das 
sollen wir uns gesagt sein lassen, indem wir die ehrwürdigen Gestalten 
der Alten vor uns aufsteigen sehen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.