Full text: Friedrich Wilhelm August Murhard

—_ Wem in diesem Sinne die Entwicklung vor sich geht,dam 
wird der deutsche Bundesstaat auch seine besondere Stellung Am 
europäischen Staatensysteme einnehmen. Seinem Charakter nach wird 
Br nie Eroberungspolitik treiben,asber seine Stärke wird eine Rügk- 
gehr von Zeiten unmöglich machen, wo das schwache Deutschland im. 
Herzen Zuropas zum Tummelplatz seiner Randnachbarn wurde, Die. 
Schweig würde sich dem alten Stammlande verbinden und das Elsass. 
3eine Abneigung vor Rückkehr zum Stammlande fahren lassen, Neuira=- 
lisieremi würde ein so geartetes Deutschland zwischen Russkand und 
Frankreich und inmitten von ganz Huropa stehen, Je mehr aber der 
leutsche Bundesstaat die „Farbe eines Fürstenbundes” ablegt, und 
sich „der Idee eines Völkerbundes so viel als möglich 1 
(Pol.AÄnn.5/135), umso mehr gibt dm dem Deutschen Gelegenheit seine 
„natürliche Anneigung zum Weltbürgersinn"” auszuwirken. Alle edlem 
Tugenden, Achtung vor Völkerrecht, Freiheit und Ceretb ti gkeibn 
lernt er „zu seiner recht eigentlichen und wahren Politik zu er= 
neben” (ebd.3.136). Das Handel und Industrie m Füderativystaaten. 
blühen, zeigt die nordamerikanische Union; 269 209 SR DMQSPRULU- 
staate die höchste Kraft des Patriotismus lebt, das lehrt die 
Seschichte‘des alten Hellas ebenso wie üie der Schweiger und Niem 
äerländer. | AA 
'. Für die deutschen Fürsten sollte es eine ruhmbringende 
Aufgabe sein, aber höchste Pflicht der. Bundesversamnlung als Ober«= 
stes Organ des Bundes muss es sein, alles zu tun, was TEL 
diese Verfassung lieb und teuer machen kann, wenn sie zum Mittel- 
und Brennpunkt der Intelligenz wird, „wenn Achtungswertes unter. 
ihrem Binfluss zustande kommt, und die Keime des Guten und Großen, 
welche sie in ihmem Schoße verbirgt, zur Entwicklung befördert > 
werden" (Pol.Ann.5/140). / a | nn 
In diesen Gedanken Murhards zur deutschen Trage sind die 
Schwächen ebenso unverkennbar wie auch Am wesentlichen die Richtung 
der Quellen, aus denen sie geflossen sind, wobei es dm Einzelnen 
jedoch. kaum möglich sein wird, eine rate Li tereniS0h6 Des AnTTUß- 
sung nachzuweisen. Es soll auch weniger der Zweck dieser rue UrS 
sein, nach originalem Gedankengut zu suchen, als weit mehr zu zei= 
gen, mit welchen Vorstellungen das Lesepublikum der Murhardschen 
Zeitungen sich auseinander-zu=setzen und zu erfüllen hatte, und 
wie in diesem Kreisen des gehobenen Bürgertums auch in den Sachen 
der deutschen Frage genz allmählich die breite Grundlage geschaf- 
fen wurde, auf der dann die späteren folgerichtigeren Versuche 
zur Lösung dieser Prcbleme aufgebaut wurden, Mag i1umer üle grosse 
Linie der Murhardschen Anschauungen eine Richtung genommen haben, 
die im Gesamtablauf der Geschichte der deutschen Frage starke äus- 
sere Hemmungen bedeutet hat, so liezen doch in ihnen ebenso viele 
brauchbare Motive, die in anderer Gruppierung zu praktischen Zie= 
len führten, insofern als ihre Begründung und Durchdenkung 1 
Schulung wurde, die von einem stimmungsmäßigen Behandeln politie 
scher und nationaler Dinge zu einer realen und der Natur gerecht- 
werdenden Auffassung ihrer Faktoren kam. zn 
Die Wandlung in Murhards eigener Stel hung zur deutschen 
Frage war ohen angedeutet, Was er klar erkennt, 1s%t ädie Tatsache, 
dass die deutsche Frage eine europäische Angelegenheit ausmacht, 
gin Gedanke, wie er schon bei Stein zu finden oder, um einen ande- 
ren in diesem Zusammenhang, wo von Bahnbrechern des Bundesstaats- 
zedankens die Rede ist, Berechtigteren zu nennen, in K, Mh, Welckers 
berühmter Rede über „Deutschlands Freiheit” vom Jahre 1814, Ebenso 
erkennt er, dass eine Lösung ohne Oesterreich ung Preussen unmög- 
luchfist, Der Frage des Verhältnisses der beiden Grossmächte zu 
einahder weicht er aus, ebenso der nach der Stellung zu PEDAL 
Aus ganz frühen Zeiten stammt jener Gedanke, das5 Oesterreich mit 
seinen Ostinteressen hinter Preussen und Deutschland zurückstehe; 
und in dem ersten Jahre nach dem Froiheitskriege Sagıe OT S1RDOLa 
dass Preussen „sowohl in Anschauung der Regierung “46 in Anschaue 
unz des Volkes die deutscheste Gesinnung hege" (2, Z,Nr,55),allein. 
er kann sich nicht @ür Zrneuerung der Kaiserkrone, durch 0esterreic 
entschliessen, weil damit sofort der Gegensatz Präussens wachgOru- 
fen würde, Deshalb belässt er es beim Daslienm6 WERT Sucht STE Aa, 
tirung von innen Aurech das nach liberalen Grundsätsien au
	        
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