| _ Aber trotz dieser Uebelstände kann sich Murhard nicht
dazu entschließen, den Bundestag kurzerhand abzulehnen, wie es
später Tür den süddeutschen Liberalismus charakteristisch gewor-
den; vielmehr sucht er immer wieder in einer Reform des Bundestage
das Neil und über ihm den Weg zum nationalen Staat zu finden,ein”
eu, der auf lange den mitteldeutschen liberalen HA HTGOH 21890
blieb, am stärksten in Kurhessen bei Männern wie. lvester Jordan
und Karl Bernhardi (cfr.,Iseler a.0.0.2.Abachn, Kap, BJ Wo der Bund
sinmal eine OLn1COTHANON bedeutsame Leistung vollbringt, wie etwa
die Einrichtung des freien Verkehrs mit notwendigen Lebensbedirf«
nissen, da schreibt Murhard sogleich: „Diese Maßregel würde hin-
reichen, ihn (d.h.dem Bundestag] gerechte Ansprüche auf die Dank-
barkeit aller Länder deutscher Zunge zuzugestehen und zugleich
mit Hoffnungen seiner zukünftigen Wohltätigen Wirksamkeit zu er-.
füllen" (E.Z.Nr.16), denn „dieser freie Handelsverkehr mit den
Lebensbedürfnissen wird einem= Band der Nationalität sein, wel-
ches von nun an alle deutschen Stämme umschließt und an welchen
der Deutsche den Deutschen erkennt" (ebd.). |
Immer bleibt das Bestreben, den Bundestag zur starken
Zentralbehörde zu gestalten; so auch die Forderung, der Bundestag
solle zum obersten Gerichtshof werden anstelle der ehemaligen .
alten Kriegsgerichte, besonders dies wegen 987. JUSELZDELGEN in
den kleinen souveränen Staaten (E,2,N:.70). In Befolgung dieses Se
Gedankens war es Murhard, der als eigentlicher GOLNt ECT Hintere
mann jene Verhandlungen führte, die ebenso deutlich den wahrhafe
ten Charakter und die völlige Unfähigkeit des Bundestages enthüll-
ten, als sie &durch ihre materiellen Objekte Sons außerordentlich
zur Erregung politischen Interesses und politischer Schulung bei-
che a Es sind die Angelegenheiten der westfälischen Domänen-
käufer, In den Zeiten des Königreichs Westfalen hatten diese Leute
bei der Zerschlagung staätlidher Güter in FeOHteRULTLGeT Form Boss
sitztum erworben, Nach Rückkehr der alten Zustände erkannte aber
nur Preußen Besitzrechte an, Braunschweig, Hannover und vor allem
Kurhessen bestritten diese {in teilweise brutalster Form, Dieser
Streit zwischen Fürst und Volk, der nachgerade das ganze öffent-
liche Leben Deutschlands erregte, wurde schliesslich vor den Bun-
destag gebracht und dort in zen 1Teichen Eingehen SeArt, die.
meist von einem der Hauptbeteiligten, dem Domänenbesitzer P.ll.
Schreiber unterzeichnet, in Wirklichkeit aber von Murhard abge-
fasst sind, der selbst mit einem Objekt von über 30000 Franken
an dem Streit beteiligt war. +) Es ist bekannt,wie der deutsche
F) Daß Murhard der Verfasser der nach Inhalt und Stil gang seiner
Art entsprechenden Schriften ist, findet Bestätigung durch einen
Brief von Karl Murhard vom 19.4.1817 an ? (auf Murhardbibliothek}:
‚,‚.dort lebt mein Bruder schon seit dreiuMonaten tätig beim Bun-
destage betreibend unsere Domänenangelegenheit; seinen rastlosen
Bemühungen, schriftlichen Arbeiten und persönlichen Erinnerungen
verdanken die kurhessischen Domänenpächter vorzüglich den schnel«
len und glücklichen Ausgang ihrer Sache, (die hier unterstrichene
3telle bitte ich als Geheimnis zu betrachten, weil WLONLLgS Gründe
meinen Bruder bestimmen, für 9er wenigetenß äas Inkognito in
dieser Hinsicht zu beobachten) ", und aus einem Briefe Prisdr.
Maxhards an Cotta vom 30.11.1020 1 „«....lch bin zwar an Frankfurt
durchaus nicht gebunden,aber ich wünsche wenigstens SPLUnEe Mel
nen Aufenthalt an diesem Orte zu verlängern, bis die Angelegenheit
des vormaligen Königreichs Westfalen, die ich unter der Firma des
Dr.öchreiber, der aber bloß den Namen gibt und sich persönlich
dabei herausstellt, betreiben lasse, suf irgend eine Weise aufs
reine gebracht sind. Ich bin sowohl als Domänenkäufer denn &ls
StantaSlaudigor und vormaliger westfälischer Beamter zu sehr bei
der Entscheidung dieser Angelegenheit interessiert, um ihre Lei-
tung seinem anderen anzuvertrauen, überdies verlassen g10h MELCMNS
and soviele andere Interessenten darauf,daß Ich ihre Sache nicht
im Stäch lassen werde."