Full text: Friedrich Wilhelm August Murhard

Zweiter Abschnitt, 
DEM ES DEE ES EN EEE 
Von den Zeiten der Restauration bis zur Juli-Revolution, 
Kap. 3 
Die Frankfurter Jahre Murhards bis zu seiner p Olitischen Gefan- 
Zensetzung. 
Die tiefe Bewegung der Treiheitskriege gräff, als sie 
nach der Beseitigung der Fremdherrschaft zu einer solchen höch- 
Ster allgemeinster Hoffnungsfreudigkeit wurde ‚ mit wachsender 
Stärke auch auf die Gebiete und Kreise über, wo sie wie im mitt- 
leren und südlichen Deutschland nicht recht eirenz£lich ursprüng- 
lich und wurzelecht war. Bin neuer Völkerfrühling sOll®e anbre- 
chen, umd die Freiheit, die freudig und hingebungsvoll mit rei- 
Chen Opfern an Gut und Blut auf den Schläachtfeldern erkäm. War, 
hun daheim zu der Somne werden, unter der alles Lebenswerte uud 
den Menschen und den Bürger Berlückende aufspri eßen und gedeihen 
konnte, Tranzosenhaß und maßlose, oft groteske und doch wieder 
inhaltlich flache Verhöhnung der überwundenen Fremdherrschaft 
und ihres unheimlichen Usurpators:; so spiegelte sich die Effente 
liche Meinung im damaligen Tagechrifttum wieder, Die Zeit des 
Umlernens begann für viele; in dem maiyen Kuthousiasums forder,en 
jedoch bald ernstere Sedanken und Probleme ihre Behandlungs Pa- 
riser Friede und Wiener Kongreß entsprechen so garnicht den Br- 
wartungen, und wie die Träume auf ein einheitliches Peutsches 
linkes Mheinufer von Basel stromabwärte oder die Aufhi Wang aller 
Mauten und Zölle und Kinführung eines einheitlichen Mail und 
Mıngeysteme 4,8, mehr und mehr zerrannen, SO hob die Berge um den 
äusseren und inneren Neusufbau des alten Reiches, des gemeinsamen 
Vaterlandes, immer mahnender ihr Haupt, Da war es denn, wo Gürres 
in seinem „Rheinischen Merkur" (cfr.Salomon a.8,0.30,.3/71), den 
Napoleon die fünfte Großmacht genannt, auf der Höhe des Jahres 
1814 alle Leute wachrüttelte, die @twas zu sSazen fühlten) und 
besonders an die Publizisten und Zeitungsschreiber sich wändte, 
daß sie das Wort der öffentlichen Keinung führen sollten, daß sie 
in ihren Blättern mit Maß und Zucht als Tribunen der grossen 
Mehrheit auftreten, daß sie der Mund des Volkes und das Ohr des 
Fürsten sein sollten. | 
Auch Murhard, der inzwischen den Titel eines Hofrats 
vom Firsten zu Waldeck verliemen bekommen hatte, versuchte in 
diesen Monaten der ausgehenden Freiheitskriege eine Casseler Zei- 
tunz an sich zu bringen. Allein der zurückgekehrte Lendogvater 
mußte ‚von seinem Standpunkt aus berechtigt, gegen diesen Jagobiner 
vom Jahre 1806 her, um ganz von dessen Tätigkeit als Redakteur 
des Monitour zu schweigen, höchstes Mißtreuen hegen, und Murhard 
bekam keine Redaktionserlaubnis. Hierdurch fühlte sach Murhard 
stark bloßgestellt, und durch das nun in Kurhessen einsetzende 
Reaktionstreiben, dem bekanntlich alles, was an Fremdherrschaic 
erimerte, bis zur Lächerlichkeit geopfert wurde mit Ausnahme aAl- 
lerdings der Einrichtungen, die der Kasse des Landesvater neu® 
Einträge brachten, aufs höchste angewidert, widmete er sich zu- 
nächst privaten atudien, die fast wie ein huckrfall in das Tramct 
der Aufklärung anmuten. Notizen (auf Landesbibliothek) zu£ ; 3, 
Scheint er sich erneut an einem nie ser 616 gewordenen Werk An 
Schäftigt zu haben, das in Schlözerschem Geiste den Titel führen 
80llte:.Ideen zu einer Kulturgeschichte des Menschengeschlechts
	        
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