Zweiter Abschnitt,
DEM ES DEE ES EN EEE
Von den Zeiten der Restauration bis zur Juli-Revolution,
Kap. 3
Die Frankfurter Jahre Murhards bis zu seiner p Olitischen Gefan-
Zensetzung.
Die tiefe Bewegung der Treiheitskriege gräff, als sie
nach der Beseitigung der Fremdherrschaft zu einer solchen höch-
Ster allgemeinster Hoffnungsfreudigkeit wurde ‚ mit wachsender
Stärke auch auf die Gebiete und Kreise über, wo sie wie im mitt-
leren und südlichen Deutschland nicht recht eirenz£lich ursprüng-
lich und wurzelecht war. Bin neuer Völkerfrühling sOll®e anbre-
chen, umd die Freiheit, die freudig und hingebungsvoll mit rei-
Chen Opfern an Gut und Blut auf den Schläachtfeldern erkäm. War,
hun daheim zu der Somne werden, unter der alles Lebenswerte uud
den Menschen und den Bürger Berlückende aufspri eßen und gedeihen
konnte, Tranzosenhaß und maßlose, oft groteske und doch wieder
inhaltlich flache Verhöhnung der überwundenen Fremdherrschaft
und ihres unheimlichen Usurpators:; so spiegelte sich die Effente
liche Meinung im damaligen Tagechrifttum wieder, Die Zeit des
Umlernens begann für viele; in dem maiyen Kuthousiasums forder,en
jedoch bald ernstere Sedanken und Probleme ihre Behandlungs Pa-
riser Friede und Wiener Kongreß entsprechen so garnicht den Br-
wartungen, und wie die Träume auf ein einheitliches Peutsches
linkes Mheinufer von Basel stromabwärte oder die Aufhi Wang aller
Mauten und Zölle und Kinführung eines einheitlichen Mail und
Mıngeysteme 4,8, mehr und mehr zerrannen, SO hob die Berge um den
äusseren und inneren Neusufbau des alten Reiches, des gemeinsamen
Vaterlandes, immer mahnender ihr Haupt, Da war es denn, wo Gürres
in seinem „Rheinischen Merkur" (cfr.Salomon a.8,0.30,.3/71), den
Napoleon die fünfte Großmacht genannt, auf der Höhe des Jahres
1814 alle Leute wachrüttelte, die @twas zu sSazen fühlten) und
besonders an die Publizisten und Zeitungsschreiber sich wändte,
daß sie das Wort der öffentlichen Keinung führen sollten, daß sie
in ihren Blättern mit Maß und Zucht als Tribunen der grossen
Mehrheit auftreten, daß sie der Mund des Volkes und das Ohr des
Fürsten sein sollten. |
Auch Murhard, der inzwischen den Titel eines Hofrats
vom Firsten zu Waldeck verliemen bekommen hatte, versuchte in
diesen Monaten der ausgehenden Freiheitskriege eine Casseler Zei-
tunz an sich zu bringen. Allein der zurückgekehrte Lendogvater
mußte ‚von seinem Standpunkt aus berechtigt, gegen diesen Jagobiner
vom Jahre 1806 her, um ganz von dessen Tätigkeit als Redakteur
des Monitour zu schweigen, höchstes Mißtreuen hegen, und Murhard
bekam keine Redaktionserlaubnis. Hierdurch fühlte sach Murhard
stark bloßgestellt, und durch das nun in Kurhessen einsetzende
Reaktionstreiben, dem bekanntlich alles, was an Fremdherrschaic
erimerte, bis zur Lächerlichkeit geopfert wurde mit Ausnahme aAl-
lerdings der Einrichtungen, die der Kasse des Landesvater neu®
Einträge brachten, aufs höchste angewidert, widmete er sich zu-
nächst privaten atudien, die fast wie ein huckrfall in das Tramct
der Aufklärung anmuten. Notizen (auf Landesbibliothek) zu£ ; 3,
Scheint er sich erneut an einem nie ser 616 gewordenen Werk An
Schäftigt zu haben, das in Schlözerschem Geiste den Titel führen
80llte:.Ideen zu einer Kulturgeschichte des Menschengeschlechts