glücklichsten Anlagen besass., Ihm verdankte Murhard vor allem
3eine gute ph4l0logisohe PB 100g, was qus dem Urteil hervorgeht,
das der Bruder Carl in seinem eigenen Curriculum vitae darüber
fällt (auf Murhafd-Bibliothek zu Cassel), Neben den anderen Leh=
rern, die jedoch weniger bedeutend waren muss £be7* besonders des
Unterrichts gedacht werden, den Murhard bei dem Professor des
Carolinums und dem Leiter der Lenögräflt chen Sternwarte °mpE Ang.
Carl Matcko, einer der hervorragendsten Vertreter seiner W198eM-
schaft, geb dem jungen Murhard einen derart anregenden und orfolg-
reichen Unterricht in Mathematik und Physik, dass der Abiturient
den Den fasste, sich üiese Fächer zum Universitätsstudium zu
erwählen«
So auf das Prefflichste vorgebildet und mit Kenntnissen
auf den Gevieten ganz besonders auch der neueren Sprachen vVerse-
hen, die den Sohn eines Wohlhabenden, geistig regaamen Hauses
vorteilhaft ausstatteten, verliess Triedrich W,A,Murhard 1795
als noch nicht Siebzehnjähriger seine Vaterstadt, um im nahen
Göttingen sein Universitätsstudium zu beginnen«. bassel war seit
dem Jahre 1785, dem Regierungsantritt des $tockkonservativen und
oelühenden Franzosenhassers Wilhelm IX.jäh aus seiner bisherigen
Blüte gerissen, Hatte der neue Fürst schon mit höch:tem Migtrauen
die aus dem amerikanischen Unebhänzigkeitskriege Burückkehrenüen
des hessischen Subsidienkontigents betrachtet, so steigerte sich
diese Furcht vor den neuen I@een nach dem Ausbruch der freanzösie
schen Revolution bis zur Lächerlichkeit., Jede öffentliche Versamm-=
lung der Bürger wurde verboten, jegliche Erörterung der Ereignisse
jenseits des Rheins mit strengster Strafe bedfoht, eine französi-
sche Zeitung durfte ebensowenig die hessische Grenzen überschrei-
ten wie die frenzösischen Emigranten, dio auf ein Any in Cassel &
gehofft; aufs peinlichste murde der Fremdenverkehr überwacht und
Selbst das Beifallklatschen im Theater als Ausdruck revolutionärer
Jesiumumg untersagt. So kam es denn, dass das Leben in Hessen und
Cassel einer „Bewormundung unmündiger Kinder nicht unähnlich sah"
f ; ; A
Brunner: 2.8,0.304),
"Genz anders die Verhältnisse in Göttängen, dessen Stu-
denten längst nicht mehr wie in den frohen Zeiten friedrichs II,
allıwöchentlich einmal nach Cassel kamen, Göttingen gehörte unter
die ersten der Umiversitäten, die an die Spitze der sittlichen _
und damit imnerpolitigchen Entwicklung traten, von der im der Ein-
leitung die Rede war. Wie sich die Universitäten mit ihrer mittel-
alterlich rechtlichen Verfassung eine gewisse Selbbtständigkeit
bewahrt hatten, so wurden sie dadurch gerade jetzt in den 5tand
gesetzt, die neuen pädagogischen und schliesslich politischen Ide-
ale besönders wirksam durchzubilden, Der Göttinger Hainbund war
der Hort des „publikanismus in Sturm und Drang, und der englische
Einfluss 1ieß es zu, daß schon frühzeitig wie in Gattererg „all-
gemeiner historischer Bibliothek” (1767/71) und in seinem „histo-
rischen Journal" und schließlich inSchlüzerg „Staatsanzeiger" der
Übergang von der Wissenschaft zum politisch=publizistischen JOUuT=
nal gefunden wurde, Die Göttinger Professorenschaft, vor allem
unter Führung Schlözers erreichte völlige Zensurfreiheit, und Hand
in Hand mit der Lernfreiheit des Studenten wurde die akademische
Freiheit g2bor0n, die älter als die politische in Deutschland diesSt
mit heraufführen sollte‘ — |
7 Der juu.%e Friedrich Murhard schrieb sich zunächst in die
mathematischen Vorlesungen bei dem mun schon hochbetagten Abraham
Gotthelf Kästn re ein (A.d,B.,B0l.15, 438 1), Ob dem ausserordent=
lich gut vorueb‘ ‚deten Friedrich Murhard die Vorlesungen Kästners,
die in der Aqualigen Mathematik epochemachend gewesen, obenso els-
mentar erschien?‘ sind, wie seinem Kommilitonen Jauß steht dahin,
Kr EEERLGS hat‘ ‘sich aufs engste mit der Methode des Meisters |
Sie jefroundet fen. ul0 synthetische statt der analytischen anwandte;
und ebenso nahm er Kästners Art an yüberall auf die Quellen hinzu=
weisen und reiche historische und literarische Rot cingustreu=
en” (A.d.Ba,8.8.0.). Schon 1796 konnte sich Murhard den Doktorhut