Ueber die der Baukunst gesteckten Ziele hat er sich in einer im Jahre 1850 erschienenen Schrift
»Zur Aesthetik der höheren Baukunst« ausgesprochen, in welcher er die schablonenhafte Anwendung der
für unser Klima und unsere Lebensweise ungeeigneten hellenischen Baustile rügt und, vom reinen Begriff
des Kunstwerkes und von Vergleichen mit den Schwesterkünsten ausgehend, Fingerzeige für die Ent-
wickelung der Kunstform aus dem Wesen und Zweck des Bauwerkes giebt.
Neben dem künstlerischen war es besonders das weite Feld der philosophischen Gedankenwelt,
welches seinen Geist lebhaft anzog und zur eigenen Bethätigung anregte. Der Beschäftigung mit den
ungelösten Fragen dieses Forschungsgebietes verdanken seine im Jahre 1840 veröffentlichten » Gedanken
über den ununterbrochenen Fortgang der Schöpfung aus Raum und Zeit« ihre Entstehung.
Weitere Anregungen bot ihm der lebhafte persönliche und briefliche Verkehr, in welchem er
mit. wissenschaftlichen Vereinen und vielen seiner berühmtesten Zeitgenossen, stand.
Sein Vater Georg Christian Karl Henschel starb am 2. Juni 1835. Sein. Bruder Werner,
welcher seit 1831 als Professor und Lehrer der Bildhauerkunst an der Akademie der bildenden Künste
in Cassel wirkte, hatte seinen Einfluss mehr und mehr auf die künstlerische Gestaltung der Erzeugnisse
des Werkes beschränkt und sich im. Jahre 1843 ganz aus dem Geschäft zurückgezogen, um sich ausschliesslich
seinem Berufe zu widmen, dem er durch seine technische Thätigkeit so lange Zeit entfremdet gewesen
war. Er reiste zu diesem Zwecke im Jahre 1843 nach Rom, wo ihn unmittelbar vor seiner geplanten
Rückreise am 15. August 1850 der Tod ereilte. Sein Missgeschick, dass er »während der besten Jahre
seines Lebens habe Kanonen giessen müssen«, hatte seiner Begeisterung für die Kunst keinen Abbruch
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