ist Geschäft. Zum nachdenklichen Wanderer spricht ein Tor im ersten Haus
von einer Zeit, da Deutschland aus langer Erstarrung erwachte. Damals hatte
Wanfried, man denke, eine französische Besatzung, und diese hob Major
Hellwig eines schönen Tages aus. Das war im April 1813, zu einer Zeit, da
der verwundete Löwe noch wie rasend um sich schlug. Major Hellwig wurde
daraufhin der erste Ritter des E. K. I.
Es ist viel Arbeit in Wanfried, und doch träumt hier eine große Stille.
Hinter Wanfried breitet sich das Tal. Die Berge treten zurück und werden
fern und blau. Eine Kapelle grüßt aus der Weite wie jene Uhlandsche Kapelle.
Es ist der Hülfensberg. Das ist das Eichsfeld, eine katholische Insel inmitten
lutherischer Lande. Die Sage spricht hier von Bonifazius, dem grimmigen
Helden der Kirche, der hier die alten Götter der Deutschen bekämpfte und
alles Land ringsum der römischen Kirche gewann.
Es ist friedlich hier und der Blick geht über die Täler, hinüber zum Meißner,
der dunkel und gewaltig wie ein Sarkophag für Götter über der Landschaft
liegt. In diesem Tale aber liegt etwas sehr Lebendiges und sehr Bewegtes
voll neuen Lebens und alter Erinnerungen.
Eschwege. Der Wanderer wird diese Stadt nicht vom Bahnhofe aus
betreten. Er wird sie vielleicht vom Leuchtberge zuerst erblicken und schon
an der bedeutsamen Silhouette der Türme und Kirchen sehen, daß hier etwas
Besonderes seiner wartet.
Eine schöne Brücke leitet uns hinüber in die Stadt, und schon dieser Ein-
gang gibt uns Reiz der angenehmen Erwartung. Schön und von großer Würde
ist das Bild des Schlosses, das sich hier in den Fluten des Stromes wider-
spiegelt; und dieselbe schöne Würde ist es, die uns die alten Straßen dieser
Stadt bieten, die uns, alles in allem, eine Siedlung erkennen läßt, die von
Anbeginn von Tüchtigkeit und Fleiß erfüllt war. Nicht nur das. Starke Heimat-
liebe, der Sinn für Kunst haben noch heute hier eine Stätte.
Ein vor kurzem erschienenes Büchlein mit schönen Bildern des heimischen
Malers Ernst Metz, sachlich liebevoll herausgegeben von Wilh. Ulrich, belehrt
uns darüber.
Wir wollen wandern und an der Werra bleiben. Denn der Strom ist es
und die Berge, die der Landschaft hier den Inhalt geben.
Nicht ohne Schwermut ist das Bild, da sich die hohen Bäume in den Fluten
spiegeln, aber schön sind alle diese Dörfer mit ihren eigenwilligen Fachwerk-
häusern. Da ist Albungen vom Fürstenstein überragt, und weiterhin Klein
Vach. Hier ist es der edle Umriß der Hörne des schönen Berges, der das Bild
bestimmt.
Am Brunnen vor dem Tore,
Da steht ein Lindenbaum ...
Es ist der Eingang zum Städtchen Allendorf, da der Dichter diesen Vers
geschrieben hat, den Schubert zum unsterblichen Volkslied gemacht hat. Hier
in Allendorf zeigt uns die Straße die Kunst des alten Städtebaues noch sehr
rein und groß, so daß man nicht begreifen mag, daß spätere Zeiten in diesen
Tälern jemals anders bauen mochten. Schöne Brücken führen uns hier über
den vielarmigen Fluß nach der reizenden Badestadt Sooden. Sooden gehört
zu den Stätten, da man gern einmal einige selig-stille Wochen verbringen
möchte, auch wenn man nicht der Kur bedürftig ist. Ist es das Salz, was hier
die Luft so stark, doch leicht zu atmen macht? Oder ist es die Sonne über
den grünen Wäldern und dem weiten Tale?
Es ist der Zusammenklang aller dieser Dinge, der hier jeden Sommer-
tag zu einem Feiertage macht. Das Salz ist immer etwas sehr Wertvolles, und
vielleicht schon in ganz vergessenen Tagen schlugen sich hier die Chatten mit
den Römern um dieser Kostbarkeit willen.
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