1890 das Lokomotivdezernat übernahm, wurde es besser.
Helle Freude war damals, als in diesem Jahre 450 Loko-
motiven beschafft wurden. Die Zahl stieg sodann auf 600,
800, 1000, 1400, sogar auf 1600. Dann trat eine kleine
Abschwächung ein. Die heutigen Lokomotiven sind aber
dafür auch wesentlich schwerer und teuerer. Der Aufschwung
im Lokomotivbau war dem allgemeinen Verkehrsaufschwung
zu danken. Um zu zeigen, welche Anschauungen früher
bestanden, erinnere ich an die Worte König Ernst August's
von Hannover, als man bei ihm die Genehmigung zum Bau
der ersten Eisenbahn nachsuchte. Sie lauteten: „Ich will
keine Eisenbahnen in meinem Lande, ich will nicht, daß jeder
Schuster und Schneider so rasch reisen kann, wie ich." Be-
trachtet man demgegenüber die heutigen Verhältnisse, so
möchte ich darauf hinweisen, daß die preußisch-hessische 8taats-
eisenbahnverwaltung gegenwärtig über 20000 Lokomotiven
verfügt, gegenüber einem Bestande von 10000 im Jahre 1890.
Die Stückzahl hat sich somit in den letzten 20 Jahren verdoppelt.
Dabei ist zu berücksichtigen, daß die neuen Lokomotiven eine
wesentlich höhere Leistungsfähigkeit haben. Bei ihnen sind
sämtliche Errungenschaften der Neuzeit u. a. auch die von
Cassel ausgegangene Anwendung überhitzten Dampfes nutzbar
gemacht, so daß die Leistungen in Pferdestärken wohl mindestens
den dreifachen Wert wie im Jahre 1890 haben. Ich schätze
sie auf etwa 15 Millionen Pferdestärken. Aus diesen an-
geführten Zahlen ersieht man, wie recht der Kronprinz von
Preußen, der spätere König Friedrich Wilhelm IV., vor
72 Jahren bei der Einweihungsfahrt der Bahnlinie Berlin-
Potsdam hatte, als er, an der Lokomotive stehend, die
denkwürdigen Worte sprach: „Diesen Karren, der durch die
Welt rollt, hält kein Menschenarm mehr auf." In der
41