Full text: Zur Erinnerung an die Feiern am 14. und 15. August 1910 aus Anlaß der Vollendung der Lokomotive Fabriknummer 10 000 und des hundertjährigen Bestehens der Firma Henschel & Sohn, Cassel

Anwendung des hochüberhitzten Dampfes in der Dampf- 
maschine, die wir dem hier anwesenden Herrn Dr. ing. h. c. 
Schmidt verdanken und mit der Übertragung seiner Ideen 
aus die Lokomotive hat dieselbe unstreitig den größten 
Fortschritt in der Neuzeit gemacht. Erhebliche Steigerung 
der Leistung bei gleichem Gewicht, beträchtliche Erspar- 
nis an Wasser und Brennmaterial bei gleicher Leistung 
sind die anerkannten Vorzüge dieser Erfindung. Und 
dennoch wäre dieselbe nicht in so raschem Tempo in den 
Eisenbahnbetrieb eingeführt worden, wenn sie nicht be- 
sonders günstige Umstände angetroffen hätte. Eine große 
Masse braucht eine große Kraft, um in Bewegung gesetzt 
zu werden. Auch ist wohl auf keinem Gebiet den 
Neuerungen gegenüber mehr Vorsicht geboten, als auf 
dem der Eisenbahnen. Aber der zuständige Dezernent im 
Ministerium, der Wirkl. Geh. Oberbaurat Müller erkannte 
sehr bald die Vorzüge dieser Erfindung an und der Geh. 
Baurat Herr Garbe hat unermüdlich und unerschrocken — 
wie ein Apostel das Evangelium — die Sache des Heiß- 
dampfes gepredigt, an der Verbesserung der Konstruktionen 
mitgearbeitet und sich so ein allerseits neidlos anerkanntes 
Verdienst bei Einführung des Heißdampfes in das größte 
Verkehrsunternehmen der Welt, die preußische Staats- 
eisenbahnverwaltung, erworben, vergleicht man diese 
modernen Erzeugnisse mit Stephensons Rocket, so muß 
man gestehen, daß auf der Riesenarbeit der Erfinder der 
Segen des Erfolges geruht hat. War Stephensons Rocket 
bei einem Zuggewicht von 9 1/2 Tons vollständig belastet, 
so bewältigt unsere Festlokomotive selbst auf ungünstiger 
Strecke ein Zuggewicht von 1400 Tons, und betrug die 
größte Geschwindigkeit jener etwa 30 km in der Stunde, 
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