Anwendung des hochüberhitzten Dampfes in der Dampf-
maschine, die wir dem hier anwesenden Herrn Dr. ing. h. c.
Schmidt verdanken und mit der Übertragung seiner Ideen
aus die Lokomotive hat dieselbe unstreitig den größten
Fortschritt in der Neuzeit gemacht. Erhebliche Steigerung
der Leistung bei gleichem Gewicht, beträchtliche Erspar-
nis an Wasser und Brennmaterial bei gleicher Leistung
sind die anerkannten Vorzüge dieser Erfindung. Und
dennoch wäre dieselbe nicht in so raschem Tempo in den
Eisenbahnbetrieb eingeführt worden, wenn sie nicht be-
sonders günstige Umstände angetroffen hätte. Eine große
Masse braucht eine große Kraft, um in Bewegung gesetzt
zu werden. Auch ist wohl auf keinem Gebiet den
Neuerungen gegenüber mehr Vorsicht geboten, als auf
dem der Eisenbahnen. Aber der zuständige Dezernent im
Ministerium, der Wirkl. Geh. Oberbaurat Müller erkannte
sehr bald die Vorzüge dieser Erfindung an und der Geh.
Baurat Herr Garbe hat unermüdlich und unerschrocken —
wie ein Apostel das Evangelium — die Sache des Heiß-
dampfes gepredigt, an der Verbesserung der Konstruktionen
mitgearbeitet und sich so ein allerseits neidlos anerkanntes
Verdienst bei Einführung des Heißdampfes in das größte
Verkehrsunternehmen der Welt, die preußische Staats-
eisenbahnverwaltung, erworben, vergleicht man diese
modernen Erzeugnisse mit Stephensons Rocket, so muß
man gestehen, daß auf der Riesenarbeit der Erfinder der
Segen des Erfolges geruht hat. War Stephensons Rocket
bei einem Zuggewicht von 9 1/2 Tons vollständig belastet,
so bewältigt unsere Festlokomotive selbst auf ungünstiger
Strecke ein Zuggewicht von 1400 Tons, und betrug die
größte Geschwindigkeit jener etwa 30 km in der Stunde,
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