Unter Oskar Henschel kam der Bau von Brücken, Dreh-
scheiben, Schiebebühnen, Wasserstationen, Mutter-Bolzen-
pressen, Straßenwalzen und Lokomobilen hinzu. Der
Lokomotivbau gewann aber schon unter ihm immer mehr
die Oberhand, bis er unter des jetzigen Inhabers Leitung
das ganze Fabrikationsgebiet des Casseler und Rothen-
ditmolder Werkes ausfüllt. Die Spezialisierung in der
Fabrikation sollte und mußte für das Unternehmen nur
von Vorteil sein. Wie das Feld der Naturwissenschaften
im Allgemeinen, so hat sich auch das Gebiet der Technik
im Besonderen in den letzten 30 Jahren so progressiv
ausgedehnt, daß niemand mehr imstande ist, das Ganze
zu beherrschen. Und wie man heutzutage sein Leben
keinem Universalarzte mehr anvertraut, so kann man auch
nur warnen vor einem sogenannten Universalgenie. Das
heutige Lokomotivbauwesen ist so mächtig ausgestaltet,
daß es eines ganzen Unternehmens und seiner ganzen
Kraft zu seiner Beherrschung bedarf. Welch eine gewaltige
Arbeit geistiger und mechanischer Art liegt hinter uns seit
dem denkwürdigen Siege Robert Stephensons in der Kon-
kurrenz der Liverpool-Manchesterbahn im Jahre 1829
bis zur heutigen Heißdampf-Lokomotive! Wieviele tausende
haben ihr bestes daran gesetzt das interessante Werk der
Lokomotive von Stufe zu Stufe der Vervollkommnung zu
heben, ihre Leistung und Wirtschaftlichkeit zu erhöhen.
Und aus der langen Reihe der Verbesserungen sind nach
Stephensons grundlegender Konstruktion als besonders
markant hervorzuheben: die Erfindung der Kulissen-
steuerung, die Ergebnisse der Semmeringkonkurrenz, die
Erfindung der Verbundwirkung und die Anwendung des
Heißdampfes. Mit der Erfindung einer zuverlässigen
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