Last er nunmehr den jugendlichen Schultern überlassen
mußte. Oskar Henschel war noch nicht 23 Jahre alt,
als ihm das verantwortungsreiche Erbe zufiel.
Er hatte nach dem Besuch der jetzigen Oberrealschule in
Cassel und durch Privatunterricht vorbereitet, in Karlsruhe
studiert, seine praktische Fertigkeit sich aber nach der
Väter Brauch zuvor im väterlichen Werke gründlich an-
geeignet. In wenigen Jahrzehnten hatte er die Leistungs-
fähigkeit des Unternehmens vervielfacht. Das war nur
möglich durch entsprechende Erweiterung und Neugestaltung
der Betriebsanlagen. Trotz dieser Unternehmungslust war
er bedächtig in seinem Urteil und huldigte dem Grund-
satz: Erst wägen, dann wagen. Nach seiner Väter Art
dem äußeren Scheine abhold und bedürfnislos, fand er
volles Genügen in seiner Arbeit und im Gelingen seiner
Unternehmungen, denen er den Gewinn seiner Arbeit
wieder zu Gute kommen ließ. Daneben lag ihm das
Wohl seiner Beamten und Arbeiter am Herzen und darf
er als der Begründer der zahlreichen Wohlfahrts-Ein-
richtungen gelten, deren sich noch heute die Werks-
angehörigen erfreuen.
In diesen Bestrebungen hat ihn seine Gattin, Sophie
Henschel, opferfreudig unterstützt. Auch über die Fabrik-
mauern hinaus erstreckte sich seine hingebende Wirksamkeit
für gemeinnützige Zwecke und trug ihm viel Anerkennung
und Verehrung ein. Bei seinem Tode im Jahre 1894
hatte sein einziger Sohn Karl, der jetzige Leiter der
Werke, seine Studien noch nicht beendigt. Die Witwe
Frau Geheimrat Sophie Henschel führte unter dem
technischen Beistand des Baurats August Schäffer im Sinne
ihres verstorbenen Gatten die Firma weiter, und nahm
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