Full text: Brief von Franz Engelhard an Ludwig Emil Grimm

So viel ich hier gehört habe von Reisenden, verbessert sich

das dortige Schauspiel, das hiesige ist ganz erbärmlich

und steht unter der Direction einer Mamsel, die selbst

nicht vorzüglich gut spielt. Das Frankfurter gefiel

mir recht gut, noch mehr aber das Darmstädter. So

erbärmlich nun auch das hiesige Theater ist, so sehr in-

teressirt man sich doch dafür. In jedem Kaffee und Spei-

sehause wird täglich darüber gesprochen. Der hiesige

ist ein gar närrischer Ort. In vielen Sachen scheint Düs-

seldorf dem Beispiele von Paris näher gekom[m]en zu

seÿn, als selbst Berlin.

Auf Silvester werdet Ihr wohl einen Ball haben und

ich wünsche Dir recht viel Vergnügen dabeÿ. Ich war

hier auf einem Balle, habe aber gar nicht getanzt, weil

wenige Frauenzimmer da waren und mir von diesen

keins gefiel. Sehr hübsche Mädchen gibt es hier nicht

sowohl in der ersten Classe als in den Bürgerhäusern,

in denen auch viel Lupus und Wohlleben herrscht.

Die Concerte sind ganz gut und sehr viele Damen und

Herren musikalisch. So nahm Z.L. letzthin ein recht hüb-

sches Mädchen, das in einem hiesigen Kaffehause auf-

wartet, zufälligerweise eine Guitarre, die ein Herr

mitbrachte und spielte ohne Noten so gut wie ich dies

Instrument noch nie spielen hörte. Ständchen und Sere-

nade sind an Namenstägen ganz gewöhnlich.

Lebe wohl lieber Louis! für diesmal schließe ich.

                                                               Franz E.

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