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offenbarte seiner Verschwiegenheit, was ich sonst kei-
nem Menschen in der ganzen kelt noch nicht entdeckt
hatte,nämlich dafern es Gottes Wille und möglich wäre,
verlangte ich die Jungfer Mercer zur Ehe zu haben und
bat ihn, er möge mit in dieser importanten Sache ge-
treulich Assistenz leisten und mein gutes Vorhaben be-
fördern heilifen.
Sothanen Dienst wollte sich der gute Mann zur höchs-
ten Ehre schätzen, ließ sich das Werk auch sehr angele-
gen sein und. inkarminirte mein Intent zuerst der Frau
Generalin. Unterdessen wechselte ich Briefe mit ihm und
erhielt auch bald gute Vertröstung. In summa, die Sache
avancierte in kurzer Zeit erwünschtermaßen, daß sie nur
noch auf einer persönlichen Visite beruhete. An einem
Montag, nach vorhergesehehener ‚Anrufung Gottes, erhob
ich mich zu Pferde nach Nickelstadt,holte den Herrn
Pfarrer Pirner dortselibst ab und ging mit ihm nach Klein-
Polewitz, eine Viertelmeile davon gelegen.In dem frei-
herrlichen Hofe nahm uns der. Frau Generalin Tochtermann,
Herr Heinrich von Poser, Königlicher Obersteuereinnehmer
der Fürstentümer Jauer und Schweiädnitz, in Empfang,führ-
te uns mit großer Höflichkeit in den Speisesaal, diver-
tierete uns daselbst als ein sehr qualifizierter und
unterrichteter Kavalier mit allerhand Diskursen.Bald
hernach ließ mich die Frau Generalin in ihre Zimmer for-
dern und bewillkommte mich mit vieler Zivilität, wie sie
auch mein Kompliment hinwiederum sehr günstig annahm.
Mein Anbringen kontentierte sie sehr wohl und tat auch
gute Versicherung eines glückseligen Ausganges meines
Verlangens.Mittlerweile war die Tafel bereitet, und in-
dem zu derselben die Frau Generalin mit ihrer Fräulein
Tochter und Herr von Poser.:mit seiner Liebsten erschie-
nen, folgete auch die Jungfer Mercer, welche mich aufs
höflichste empfing. Unter währender‘Mahlzeit führte man
allerhand lustige Diskurse, und war meine. Liebste das
rechte Zentrum, zu der sich alle‘ diese Linien: zogen.
Nach Endigung der Tafel absentierte sich die ganze Kom-
panie und ließen mich und‘. meine Liebste allein in dem
Speisesaal stehn. Bei dieser Okkasion eröffnete: ich der-
selben mein Herz und verlangte ihrer teilhaftig zu wer-
den,hoffend, sie würde von meiner keuschen Liebesflamme