von Liegnitz.
Des Sonntags,da sich die Jungfrau einstellte und
nach verrichteten Gottesdienst aus der Kirche in mein
Haus kam und die heilige Kommunion andächtig absolvier-
te, nahm ich Okkasion,.mich mit derselben über den Zu-
stand der Kirche in Bremen zu unterhalten, ihr auch,
da sie mir ein paar Kapaunen in die Küche geschickt
hatte, zu danken, und ließ sie im Segen des Herrn wie-
der von mir gehen. Ich hatte aber bei dem ersten An-
blick der Jungfrau nicht allein eine feine,mir an-
ständige Konduite in ihr verspüret und eine schöne Kon-
formität meines Gemütes mit dem ihrigen empfunden, son-
dern es schien auch mein aufwallendes Geblüte und be-
wegtes Herz mir ein Merkmal zu sein, daß der Geist der
Liebe etwas Sonderliches mit mir vorhaben müßte,indem
ich lebenslang keine solche brünstige Affektion auf
irgendeine Jungfer gleich wie auf diese getragen hatte,
Diese meine herzliche, jedoch keusche Liebe verbarg
ich fest in dem Herzensschranke und ließ keine Seele
nicht das geringste davon erfahren. Die Jungfrau Mercer
legte sich alle Abend mit mir zur Ruhe und stand des
Morgens in meinen Gedanken wieder mit mir auf. Etliche-
mal erwähnte ich von dieser Jungfer gegen meine Haus-
hälterin, die ein feines kluges Weib war,und dieselbe,
ohne die Ursache meines Diskurses zu merken,lobete mir
die Jungfer durch alle Prädikamenta gewaltig an,wie
desgleichen auch mein Glöckner sie gar sehr rühmte.Ich
quälete mich nun mit heimlichen Liebesgedanken eine BE-
raume Zeit, redete sie aber meinem Gemüte zuletzt wie-
derum aus, denkend: warum sollte denn dein Gemüte sich
vergeblich kränken über eine fremde Jungfer , welche
wieder aus dem Lande zieht und dir doch nimmermehr zu-
teil werden kann?
Bin halb Jahr danach,da mir die gute Jungfer Mercer
aus dem Gedächtnis entfallen war, ließ sich die allbe-
reits vergessene Jungfer abermals mit schüner Begrüßung
durch des Herrn Baron Schlepusches Pagen anmelden und
mir andeuten, daß sie gesinnt wäre, wiederum zu kommu-
nizieren. Sotane Botschaft erneuerte meine alte Herzens-
wunde, und daher ich den Pagen weitläufig das eine oder
das andere, der Jungfer wegen,befragte, konnte aber we-
nig oder nichts von ihn erfahren.Ich ließ nun die Jung-