Die Brautwerbung des Friedrich Luc a’e .
Aus dem Buche:"Bilder aus der deutschen Vergangenheit"
von Gustav Freytag - dritter Teil. " Aus dem Jahrhun-
dert des großen Krieges" Seite 2324 — 340, herausgegeben
von Hanns Martin Elster.
In der Residenzstadt des schlesischen Fürstentums
Brieg wurde im Jahre 1644 Friedrich LIucae ‚Sohn eines
Professors am Gymnasium, geboren. Er studierte als
Reformierter zunächst in Heidelberg,dann in den Nieder-
landen und Frankfurt/Oder, kehrte nach manchen Reisen
und Abenteuern in sein Vaterland zurück,wurde Hofpre-
diger in Brieg,nach dem Tode des letzten Fiastenher-
zogs in Liegnitz und nach Besitzergreifung des Landes
durch die Österreicher,Pfarrer und Hofprediger inKas-
sel. Er starb 1708 nach einem tätigen Leben,reich an
Ehren. Als fruchtbarer historischer Schriftsteller
fand er unter den Zeitgenossen Anerkennung,aäber auch
strenge Kritiker. Mit Leibnitz stand er in Korrespon-
denz und einige interessante Briefe des großen Mannes
an ihn sind uns erhalten. Auch eine Selbstbiographie
hat er verfaßt und diese ist in seiner Familie durch
fünf Generationen mit Pietät bewahrt und durch einen
seiner Nachkommen herausgegeben worden. (Der Chronist
Friedrich LIucae, ein Zeit- und Sittenbild, herausgege-
ben von. DIi-Friedrich.Lucae, Frankfurt/Main; Brönner 1854)
Hier sei der Bericht mitgeteilt, welchen Friedrich
Lucae von seiner Freiwerbung gibt.Diese Tätigkeit voll
aufregender Gefühle fällt in die Jahre,da er Prediger
zu Liegnitz war.
"Mittlerweile, da mein Gemüte am wenigsten mit Heirats-
gedanken geschwängert war und die vorgeschlagenen Par-
tien gar schlecht attendierete,ließ sich eine fremde
Jungfrau ‚Elisabeth Mercer, von der ich mein lebenlang
nichts gehört oder gesehen hatte, bei mir anmelden, vor-
habend, das heilige Abendmahl privatim bei mir zu Kal-
ten,indem sie nicht warten wollte, bis es wieder öffent-
lich gehalten werde,was erst kurz vorher geschehen.Die-
selbe war mit Herrn General Schlepusch und dessen Frau
Liebsten von Bremen hergekommen und wohnte auf deren
adligem Rittersitz Kiein. - Polewitz. anderthalb Meilen
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