sämtlichen Prediger der reformirten Kirchen und admit-
tirten mich zum heiligen Abendmahle.Hierauf sagte ich
den Elementarstudien Valet und schritt zu den öffent-
lichen Lectionen im höheren Auditorio.
Der Professoren und Präceptoren Fleiß und Tüchtigkeit
setzte das Briegsche Gymnasium bei Einheimischen und
Ausländischen in große Renommee. Es fanden sich in denm-
selben Studirens wegen allerhand Nationen ein, unter
ihnen namentlich viele vornehme Adelige. Diese letz-
teren und andere vermögende Burschen gingen für ihr
Geld an verschiedenen Orten zu Tische, die armen Studi-
osi aber, welche bei den Bürgern pädagogirten, hatten
in denselben Häusern freie Hospitia. Überdies genossen
sie auch ein Beneficium wegen der Cantorei; denn des
Sonntags gingen sie singen durch die ganze Stadt und
colligirten dafür ziemliche Gelder. Dagegen mußten sie
auch in den Kirchen das Chor bestellen und musiciren
helfen, sonderlich aber bei denen Begräbnissen; daher
an keinem Orte so schöne Leichprocessionen zu sehen und
bessere Musik bei denselben zu hören ist, als zu Brieg.
Vor allen Dingen exercirte uns der sel.Hr.Vater fleis-
sig im Halten von Vorträgen und Öffentlichen Reden.Es
ist leicht zu erachten,was bei einer solchen Menge der
studierenden,ja Öfters rasenden Jugend, manchmal der
;gel.Hr.Vater als oberster Schulregente für Verdrieß-
lichkeiten müssen empfunden haben. Unterdessen sparte
er nicht scharfer Strafe und condemnirte, ohne Ansehn
der Person, einen Edelmann eben so geschwinde in’s
Carcer, als einen gemeinen Burschen. Weil auch die
Gymnasiasten aus verschiedenen Religionen bestanden,
so gab es immer viel Zankens und Disputirens, bisweilen
8uch harte Schlägereien.
Sobald mein :6el.Hr.Vater observirte,daß ich in Studiis
die gehörige Perfection erlangt hätte, stellte er mir
frei, mich irgend welcher Facultät zu appliciren. Ich
blieb aber bei meiner schon früher gefaßten Resolution
und erkiesete mit des sel.Hr.Vaters besonderem Conten-
fement das studium theologicum.Im Jahre 1662 den 12.
Aprilis reiste‘ ich von Brieg ab. Mein Hr.Vater und Frau
Mutter begleiteten mich bis Breslau, allwo meine allbe-
reits vorausgegangenen Reisegefährten auf mich warteten.
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