Full text: Stammregister der Familie Lucae

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schreiber des Gerichts in Grünstadt hielt eine Rede 
und “das Volk tanzte herum.Doch viele machten nicht 
mit und dachten in Trauer an die vergangene Zeit. 
Das Schloß wurde geplündert und vieles verschwand 
auf Nimmerwiedersehn.Bei dem Besuch Kaiser Napoleons 
mit seiner Gemahlin Iuise von Österreich in Kirch- 
heimbolanden im Jahre 1810 waren wieder einigermaßen 
normale Verhältnisse eingetreten.Herr Andreae aus 
Mühlheim hatte das Schloß gekauft und empfing den 
Kaiser bei seiner Durchfahrt mit der Kaiserin Marie 
Iuise von Österreich. An Werktagen ging man barfuß 
und in HKemdsärmeln.Der Wohlstand war verschwunden; zu 
groß waren die Belastungen an Requisitionen und Plün- 
derungen gewesen.Ludwig Christian sah den Durchmarsch 
der Truppen Napoleons auf der Kaiserstraße über Mainz 
nach Rußland im Jahre 1811.Ebenso den Elendszug,der 
sich 1812/13 in umgekehrter Richtung bewegte.Die zer- 
lumpten und kranken Soldaten brachten den Typhus ins 
Land. An dieser Krankheit ist auch Iudwig £hristians 
Schwester Christine Caroline gestorben.Sie war mit 
Bäckermeister Seng verheiratet. 
Der Winter von Martini 1815 bis April 1816 war sehr 
hart,die Maifröste vernichteten das Korn und den Wein. 
Am 15.April,den 2.Osterfeiertag lag fußhoch der Schnee. 
Hagelwetter zerschlug die restlichen Saaten. Von Mai 
an regnete es fast 3 Monate und am 12.Mai gab es so- 
gar Frost und schon ab September trat wieder Frost 
ein. Die Feldfrüchte,der Wein und insbesondere die 
Kartoffeln, alles war mißraten. Überall trat Brot- 
mangel ein.Der Mensch war so eng mit seinem Acker ver- 
bunden,daß zwei Mißernten ihn an den Rand des Abgrun- 
des brachten und das Gebet "Unser täglich Brot gib uns 
heute" stieg inbrünstig aus gequälter Brust. 
Ständig gab es Einquartierungen und 1817 kostete das 
Malter (Doppelzentner) Gerste 54 fl. ( = Florintzgleich 
Gulden)und das Malter Kartoffeln 10 fl."Die Bettelleut 
sind gekommen alle Tag bis fünfzig Personen.Der Wein 
hat sechs Jahr gefehlt;von 1811, wo es ein halber Herböät 
gab bis 1818".Doch. im Herbst 1817 konnte wieder eine 
reiche Ernte eingebracht werden und ließ die Menschen 
die Notzeit vergessen.
	        
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