Übersetzung des Briefes:
Lieber Sohn!
Deine schmerzhaften Umstände hat uns der Mälzer erzählt
was du hättest ausstehen müssen. Er ist Dienstag ange-
kommen zu G6öllheim und erst Donnerstags zu uns gekommen,
da war die Post fort. Sonst hätte ich dir eher geschrie-
ben. Wenn du noch nicht vollkommen hergestellt bist und
es soll noch etliche Wochen dauern,so schreib uns doch
gleich,oder laß uns £chreiben wie es um dich aussieht.
Gedenkst du aber dich auf die Reis zu machen,zu uns zu
kommen, doch nicht anders, du bist dann recht hergestellt.
Dein Gott hat dir die Gedanken in dein Sinn gelegt,daß du
nach Zürich bist gegangen.Gott wird dir auch beistehen,ver-
gesse nur deine Kunschaften (kunädtun durch Beten u.Kirche-
gehen) nicht.Geädenkst du dich gleich auf die Reis zu machen.
so brauchst du uns nicht zu schreiben,so weiß ich daß du
kommst.Sollte es aber nicht sein,so schreib uns wie es um
dich steht.
Du kanst dich auf Basel durch die Zierchaise -ordinär (eine
halbverdeckte Pferdekutsche) fahren laßen,erkundige ein
wenig,was die Person gilt (was die Person kostet).Zu Basel
gehet die Landkutsch bis Frankfurt.Wo du nun am nächsten
hierher hast,da kannst du aussteigen. Willst du aber nach
Frankfurt fahren, das steht in deinem Willen,da kannst du
auch hingehen, ich werde deiner erwarten.Sei du nur mit dei-
nem Schicksal zufrieden,der liebe Gott wird dich erhalten
und wolle dich in deinem Kreuz trösten.
Wenn du aus dem Spital gesund gehest, so frag was deine
Schuldigkeit währe und bedanke dich bei den Herrn für dich
und für mich: Der Stork ist auch noch.nicht gesund, er
liegt als einmal (er muß sich ab und zu hinlegen).Dem Küfer
Fretz sein ältester Sohn ist auch von Königstein aus dem
Preußischen gefahren krank hierher gekommen. Er ist an
dem einen Fuß lahm.
Du bist von uns und deine Geschwister vielmal gegrüßt und
von dem Mälzer.
Kirchheim,den 24ten Januar 1790
Verbleibe dein
getreuer Vater
Th. Iucae