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Vor 200 Jahren hatte an diesem Tag Abends um 6 Uhr
in dem großen Speisesaale des Gutes der Frau Gene-
ralin Schlepusch (Klein Polowitz) bei Liegnitz bei
brennenden Fackeln die Copulation unseres Urahnen
des Chronisten Friedrich Lucae mit der Jungfrau Eli-
sabeth Mercers aus Edinburg stattgefunden.
Schon lange hatte ich es mir ausgedacht,diesen Tag,
falls ich noch am Leben,festlich zu begehen. Beim
Herannahen desselben teilte ich meinem Vetter Iud-
wig Christian Lucae in Kirchheimbolanden meine Ab-
sicht, diesen Tag durch Besuch der Gräber meiner Ur-
großeltern des Heinrich Lucae, dereinst Amtsschrei-
ber in Kirchheimbolanden und dessen Gattin, sowie
durch ein Zusammenkommen alle der Familie Lucae zu-
gehörenden festlich zu begehen. Mein Vetter Ludwig
Christian nahm die Aufforderung mit großer Freude und
Bereitwilligkeit an und traf Vorkehrungen zu unserem
Empfang. Wir reisten mit unseren Kindern und Herrn
Winter dem Gatten unserer ältesten Tochter Elisabeth
nach Kirchheim und wurden dort aufs herzlichste auf-
genommen. Den Nachmittag besuchten wir die Gräber.
Hoch aufgerichtet standen die beiden Grabsteine ne-
beneinander und obgleich schon über 100 Jahre ver-
flossen, sie jeder Witterung ausgesetzt dastanden ,
so waren doch sehr deutlich auf des Vaters Grabstein
die Worte zu lesen:
Schonet kommende Zeiten dieses Steines
Der dem Andenken eines frommen Vaters hei-
lig ist
Ihr aber morschen Gebeine ruhet sanft
Der Tag der allgemeinen Vergeltung
Das Augenmerk der Rechtschaffenheit
kröne Euch .
Leider fand ich den alten Kirchhof zum Teil schon be-
baut und so fürchte ich,daß auch die Gräber unserer
Eltern, der frommen Bitte zum Trotz,den Bedürfnissen
der Neuzeit gar bald auch zum Opfer fallen werden.
Vom Friedhof heimgekehrt, sendeten wir unseren Vettern
Richard,Bernhard und August sowie Carl LIucae in Mar-
burg per Telegramm einen Brudergruß in FPfälzerwein.
Die reiche Abendtafel, die Ludwigs Frau in ihrem Hause
bereitete, versammelte 22 ältere Personen, darunter
befand sich der alte Onkel Conrad und die Frau Base