Von der Vorsicht bey dem Baden. 79
ihm und der Krankheit am gemäsesten ist. Macht
man das Bad gleich zu warn: oder heiß; so bekömmt
man leicht Unruhe im Blute, Kopfwehe, Schwindel,
Zahnschmerzen, Nasenbluten, andere Blutflüsse, Man
gel des Appetits, des Schlafs, Entzündungen davon.
Denn die Besässe werden auf einmal zusehr ausgedeh
net und erschlaffet, das Blut wird zu stark umgetrie
ben, es dringet zu häufig in die kleinern Canäle, und
und stocket leicht darinn, wenn sich die Besässe nach
dem Bade wieder zusammenziehen. Ist es daher zu
heiß , und fühlet man Beschwerden davon, so muß man
es durch zulassendes kaltes Wasser mäßigen, oder lieber
gleich herausgehen. Ist eS zukalt, so lässet man mehr
heißes Wasser zu.
Aus eben der Absicht, den Körper an das Ba
den zu gewöhnen, badet man den ersten Tag nur eine
halbe Stunde auf einmal, und steigt so fort bis gegen
den vierten Tag zu anderthalb, bis zwey Stunden,
oder mehr, nachdem es der Arzt für gut findet.
Mit der höchsten Zeit fahret man fort, bis zu Ende
der Cur, da man in den letzten Tagen wieder kürzere
Zeit darinn zubringet.
Man badet allemal über den ganzen Leib. Em
pfindliche nnd schwächliche Personen, welche leicht durch
das Bad alteriret werden können, müssen erst, nach
Wagners Rath, die Füse hineinstellen, alsdann sich
auf die Knie legen, und darauf sich ganz hineinsehen.
Können einige das Baden über den ganzen Leib nicht
vertragen, und sind sie dennoch an den obern Theilen
mit Zufallen belasstet, welche das Baden erfodern,
so müssen sie den leidenden Theil mit dem Badwasser
betropfen lassen. Dieses geschiehet gemeiniglich durch
eine dazu eingerichtete Maschine; und heiset das Tropf?
baden.