Die Badestuben waren meist an 4 Tagen umschichtig geöffnet und
die Badeknechte kündigten schon früh am Morgen durch Anschla-
gen des Badebeckens an, daß alles bereit sei. Das Badebecken er-
innerte noch bis vor wenigen Jahren als Aushängeschild unserer
Friseure an diese Sitte.
So wie sie aus ‚dem Bett gesprungen waren, liefen als erste die
Mädchen und Jungen der wohlhabenden Bürger und Adeligen zwi-
schen den schon arbeitenden Gesellen, Knechten und Mägden die
Gassen hinunter. ins Badehaus. Sogar 14 - 15-jährige Mädchen
rannten splitternackt über die Straße dem Badehaus zu. Als näch-
stes folgten gemesseneren Schrittes die Damen, meist auch nur
sehr spärlich bekleidet. Die Herren waren wahrscheinlich korrekter
angezogen. Sie hatten wohl erst im Geschäft oder dem sonstigen
Erwerbszweig nach dem Rechten gesehen und kamen ganz würde-
voll zum Schluß... In den Umkleideräumen zog man sich aus.
Dann betraten Männlein und Weiblein nackt die Badestuben. Am
liebsten badete man paarweise in einer Wanne sitzend. Der Bader
legte ein Brett zwischen beide auf den Rand und fragte nach den
Wünschen. Er servierte das Frühstück auf dem Brett oder was
sonst so gewünscht wurde, füllte warmes Wasser nach, erzählte
den neuesten Klatsch und berichtete, wer schon alles da sei.
Er vermittelte Bekanntschaften, flüsterte heimliche Grüße und Ver-
abredungen und verkaufte die neueste Pornoliteratur (gab es damals
schon! ). Man aß und trank, plauderte mit dem Nebenpaar, planschte
herum und vertrieb sich sonst wie die Zeit, oft recht ungeniert.
Jedermann hatte ganz. offen das größte Vergnügen am Körperlichen.
Der Liebesgenuß war nicht anstößig und mit Zärtlichkeit umgab man
offen den Körper der ihn ermöglichte. Dann oft nach Stunden stieg
man aus dem Wasser und machte es sich auf den Bänken bequem.