Full text: Zissel (1939, 1949-1951)

verstannen?! — Mä honn jo au disses Johr widder so scheene Zisselgeschenke, 
die och doch au in den Schoos fliegen, wann’s Forduna och de Hand dricket. 
Erst hatte jo der Zisselrohd beschlossen, äß sollde jeder Teilnehmer en 
Stickeke Zweddschenkuchen honn, wie daß So iblich äß bieh Juwweljäums, 
awer Kenner, se sinn doch noch nit riff, un dann diehd’s au nit gut, von 
wegen de Hellgelwen mit dem nachfolgenden Hosenwechsel. Korz, äß 
bliewed also biehm Ahlen. Kinn Kasseläner ohne das Juwweljäums-Zissel- 
hefd, un domidde lieget’s an och, denen ich zur 25jährigen Wiederkehr des 
Zissels zurufe: 
„De Fulle brennt, ganz Kassel lacht, 
en Schoofskobb, der nit midde macht!“ 
Mit disser Ermunderunge gehen mä inns Rennen, mä seh'n uns alle widder 
am 5., 6., 7. August 1950 
Fullewasser, Fullewasser, hoi, hoi, hoi! 
Im Namen des Zisselrohds 
Euer Zisselvatter 
Willi Schmidt 
(Fromme) Helen(e) zisselt auch 
Wenn man in seinem Briefkasten einen offiziellen blauen Umschlag findet 
mit dem Aufdruck: „Magistrat der Stadt Kassel“, dann reagiert man mit 
dem Stoßseufzer: „Der Tag fängt ja mal wieder gut an!“ Denn was kann 
da schor drinstehen! Steuerbescheid; nee — dann wäre der Absender das 
Finanzamt. Strafmandat; aber ich kann mich aus der letzten Zeit keines 
Effentlichen Vergehens entsinnen — und das ginge ja auch die Polizei an. 
Mit Trümmerbeseitigung hab ich nichts zu tun; ich bin (Gottseidank!) nicht 
Hausbesitzer. Hab ich eine städtische Behörde etwa jüngst in der Zeitung 
angegriffen und kriege nun dafür einen Geharnischten auf den Deckel? Auch 
nicht; ich war — in dieser Hinsicht — seit langem auffallend friedlich. 
Und so mache ich halt den Brief auf und bin auf alles Ärgerliche gefaßt. 
Oder haben Sie, lieber Mitbürger, eine Behörde je im. Verdacht, Ihnen was 
Nettes mitzuteilen? (Doch — ich vergaß eben die erfreulichen Steuer- 
ermäßigungen!) Und was steht drin in dem behördlichen Brief? „Sehr 
verehrte, gnädige Frau!“ Nanu — seit wann — für eine Behörde? Und nun 
kommt’s: „Der hochwohllöbliche Zisselrat bittet_für seine „Zisselzeitung“ 
um einen Beitrag aus Ihrer spritzigen, humorvollen Feder.“ Komplimente 
— Komplimente von einer Behörde! Das ist mir denn doch in meinem 
ganzen Leben noch nicht passiert! Ich muß mich schnell hinsetzen! Ich bin 
ganz verwirrt. So etwa, wie wenn jemand, von dem man immer meinte:
	        
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