Full text: Zissel (1939, 1949-1951)

LIEWE KASSELÄNER! 
LIEWE GÄSTE! 
LIEWE FREINDE! 
Fullewasser, Fullewasser, hei, hei, hei! 
Wann vom 6. bis 8. August d’r able frohe Schlachtruf widder dord) de 
Kasseler Stroßen erdebnt, dann äs hä dob, der liewe, able Zissel, uff den 
me de langen Johre hindurch gewartet honn. Denn was dem Rheinländer 
sinn Karneval, das äß dem Kasseläner sinn Zissel — un do d’rzu sitt dä 
alle, wie immer, mit dem ablen Zisslaweng herzlich inngeladen, das äß 
so klar wie Kleesebrie oder wie en Napp voll Weckewerk mit ner suren Gurke 
Wann au de Zieten nit grade de besten sinn, knippet d’s eine Audhe zu, 
was d’s annere äwen nit seben sall und loßt de Sorgen moh drei Dage 
derbeime. Was hott’s dann au for’n Zwece, wenn me wie so’n ohbliewiges 
Gediebrze mit sinnen Schbinnewewengesichte dorimme leift, als hätte me 
48 Stunnen kinnen warmen Leffel im Liewe gebadd. Worimme dann? 
Gewäß, wamme jetzt so dordh de Stroßen leift, do mechte me mencdhesmobh 
frogen: „Kassel, ables Nest, jo best d’s dann nodh? Wo sinn dinne 
Stroßen? Dinne scheenen ablen Hieser? Dinn Verkehr un dinne Lichter 
un dinne froben Menschen, wo äß das alles binnegekommen ? 
Un gerode dobh, wo einst d’r Humor de scheensten Blieden gedriwen 
hott, dob wudcert’s Unkrutt driwwer hin. D’s siedene Schtrimbchen, de 
Bodesmuddergasse, de Pommeranze, de Kerwe un nit zuletzt de Filzlaus 
_ — alles ächte Namen, die d’r Volksmund for de Ewigkeit beerwet hott 
un die de Kasseler Poeten for de Kinner un Kinneskinner besungen honn. 
Wie bibsch war’s dodh mandhesmoh biem Sulwerknochenessen im Derfchen! 
Wie schmeckte so’n Klax Gebactes mit ner Musikworzel in d’r Pinne un 
ne Kieweschelle.
	        

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