Full text: Tagebuch von Ernst Philipp Theobald

                                                                                                             2 [in Bleistift]

                  Copia Diarii.

            Der 15te Mertz war der merckwürdige Tag, da wir auf Höchsten Befehl
            unßers Durchlauchtigsten

            Fürsten bey Keßelstatt Embarqiert wurden. Ein Tag den ich nie Vergeßen werde, dann der
            abschied

            ging mir an Verschidenen orten überaus nahe, besonders kostete es mich thränen, alß ich bey

            Dörrnigheim Vorbey fuhr, und meinen Vatter und Schwester über die Kirch mauer sahe, die

            mir das letzte lebe wohl Zuwinckten. Wir blieben selbe nacht bey Offenbach Vor ancker, wo=

            selbst 3 Soldaten ins waßer fielen, die doch wieder gerettet wurden. Ich hatte eine sehr fatale

            nacht, kein bett, hinten und forn war das Schiff offen, und noch dar Zu auf dem boden Voller

            waßer. Den 16t[en] kamen, Ihro Durch. Dhr Erb Prinz und Herr Hofmarchall Von

            Gall, und fuhren mit unß bis ohnweit Franckfurth, und rieffen unß beym fort=

            gehen mit weinen Zu noch die worte Zu: Kinder lebet wohl. Gott gebe euch glück, und

            macht euch Ehre? Wir lagern selbe nacht bey Ostrich vor Ancker, D 14 huben wir die

            Ancker um 5 Uhr mogends, hielten bey Rhein felß und St Goar auf dem lande

            mittag, und blieben die nacht Zwischen Koblenz und Ehren breitstein Vorancker liegen.

            d (18) fuhren wir sehr frühe Von dannen, passirten die Cöllnische Residenz Bonn,

            und blieben die nacht wieder bey Cölln Vor ancker. D 19t[en] passirten wir Dißeldorff

            und blieben die nacht bey Ordingen [Uerdingen] Vor Ancker liegen, wo wir die nacht stürmichst

            wetter bekamen, so daß wir genäthiget wurden, biß D 20t[en] um 2 Uhr mittags lieg.[liegen]

            Zu bleiben, da wir dann nur noch ein kleines stück fuhren, und bey Oerschau [Orsoy]

            liegen blieben.   D 21t[en] passirten wir Wesel, Rees, und Ankterten bey Emmerich

            woselbst unßer Regiment den Zoll mit 421 Ducacten, 3 R [Reichstaler] 13 Stbr [Stüber]
            entrichten

            muste.   D 22t[en] kamen wir um 4 ½ Uhr glücklich zu Nimwegen an [„an“ als Einschub]. Da wir

            dann so gleich auf den dasigen Parade Platz marchiren, und Vor dem

            Obristen Rainsfort die Revue passiren musten, und alß dann wieder

            auf unßere schiffe Zurück gegen.   D 23t[en] wurden wir alle auf Holländische

            schiffe gebracht, nach dem mir jede Compagnie Zu Vor, dem König Von

            Groß Brittannien den Eid der Treue geleistet. Ich war mit Herrn Major

            Martens, auf einer Jagd prächtig logirt, da ich dann alles Elend Ver=

            gaß, das ich auf den Hanauischen Schiffen erlitten hatte. Denselben Abend

            anckerten wir bey Bommelen, ich ließ mich in die statt bringen, um Ver=

            schiedenes nothwendige ein Zu kauffen, es gefiel mir überaus.   D 24t[en]

            passirten wir das Stätt gen Doerkum, und Dort[en], welche wegen dem

            schönen Gebäuden, und Vielen Canalen, die allenthalben durch gingen

            über aus in die Augen fiel. Daselbst sahen wir Zu erst Drey mästige

                                                                        1

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