Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

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die Verteidigung leitete. Der Sturm wurde abgeschlagen. Doch behaupteten 
die Angreifer ihre Stellungen, bis am 14. Juli auch Erzbischof Adolf mit seinen 
Scharen im Felde uor Cassel eintraf und mit ihm noch Erzbischof Friedrich 
von Köln. Alle Gegner des Landgrafen waren also hier vereint bis auf Bal 
thasar von Thüringen, der es wohl vorzog, die Iberrastädte vollends in feine 
Gewalt zu bringen. 
Die Zahl der Streiter, über die die Angreifer geboten, erscheint uns 
heute gering, war aber für die damalige Zeit bedeutend genug. Sie belief 
sich nach der süneburger Chronik auf 2400 Kitter und reisige Knechte ohne 
das Fußvolk und die Schützen. Unter den Kittern tat sich besonders des Land- 
grafen alter Widersacher Eberhard von Buchenau hervor, der unter den Flau 
ern einherritt und — wie der Chronist erzählt — dabei „brüllete wie ein Bär". 
Bei den Bürgern verfing jedoch das Brüllen nicht, und sie waren auf 
ihrer Hut. Die Kitterheere waren auf die regelrechte Belagerung volkreicher 
Städte wenig eingerichtet, und wenn der erste Anlauf durch Überrumpelung oder 
mit Hilfe befreundeter Persönlichkeiten in der Stadt, die etwa Feuer anlegten 
und ein Heilalgeschrei erhuben, nicht gelang, so war nichts mehr zu befürchten. 
Aber der Bund gegen Hermann war keineswegs damit aus dem Feld geschlagen. 
Don Cassel aus wandte er sich nach Horden, und die kleine Stadt Jmmen- 
hausen mußte die Niederlage entgelten, die er dort erlitten hatte. Jmmen- 
hausen wurde den 19. Juli erobert und verbrannt, feine Bürger wurden hin 
gemordet, und der Eindruck dieser Schreckenskunde war so tief, daß Hermann 
alsbald in das sager der Feinde eilte und am 22. Juli daselbst feinen Frieden 
mit dem Erzbischof machte, einen Frieden, dessen Bedingungen unter den ob 
waltenden Umständen für den Eandgrafen ungünstig genug waren: er mußte 
versprechen, dem Erzstift Mainz bis zum Ablauf des Jahres 20000 Gulden 
Schadenersatz zu leisten, 1 ) wofür er die Städte Grebenstein, Immenhausen und 
Wolfhagen dem Erzbischof in Pfand gab; zudem wurde er aus dem Mit- 
besitz des Keinhartswaldes ausgewiesen und zur Entgegennahme der Mainzer 
sehen, — die er demnach, vermutlich weil er sie schon von Adolfs einstigem 
Rivalen erhalten, geweigert hatte, — aufgefordert. Die wiederholte Ein- 
sdiärfung, alle Teilnehmer des Krieges und die Mannen des Erzbischofs un 
gekränkt zu lassen, zeigt, wessen man sich für die Zukunft von ihm versah. 
Der Friede mit Mainz erstreckte sich nicht auf die Feindseligkeiten mit 
sandgraf Balthasar von Thüringen. Hier dauerte die Spannung fort. Doch 
1) Chronicon Maguntinum (Boehmer, fontes rerum Germanicomm IV, 378f.).
	        
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