Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

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Balthasar uon Thüringen als erbverbrüderter Fürst herbei und „schlug sich 
in den Handel“, wie die Chronik sagt, d. h. er vermittelte am 12. Mai zugleich 
im Hamen seiner Brüder einen Vergleich, durch welchen Hermann seine hiesige 
Burg zurückerhielt, die Einung der Burgmannen und Städte vom 1. Januar 
aber sich auflöste. Die Entlassung der mißliebigen Beamten aus seinem Dienst, 
die unser Fürst versprechen mußte, darf als eine Konzession an die ritterlichen 
Einungsverwandten gelten, und die Anerkennung des einen hiesigen Magistrats an 
Stelle der früher bestandenen drei und damit die Vereinigung der drei Gemein 
wesen zu einem, 1 ) die sich wohl unter dem Druck des den Bürgern aufgenötigten 
Kampfes vollzogen hatte, läßt sich als die wichtigste Errungenschaft für Cassel 
in diesem Streite bezeichnen. Die Gewähr für Aufrechterhaltung der Sühne 
wurde von den Thüringer Candgrafen übernommen. 
Die zurückerhaltene Burg aufs neue zu befestigen, wahrscheinlich durch 
einen zweiten Turm nach der Stadtseite hin, war Hermanns erste Sorge. 
Es unterliegt keinem Zweifel, daß den Zünften, insbesondere der Kauf 
mannsgilde hiesiger Stadt ein hervorragender Anteil an der Bewegung ge 
bührt. Dies wird nicht allein durch die nachfolgenden Ereignisse, es wird auch 
durch den Umstand, daß man ihnen ihren Gildebrief fortnahm (weshalb sich 
dieser später im landesherrlichen Archiv befand bezw. noch befindet), sowie 
durch ein Schreiben Candgraf Balthasars an den Kat zu tUißenhausen 2 ) 
ausdrücklich bestätigt, welches sagt: „Friderich und Balthazar, marcgrafen Hu 
Mißen, unßer gunst Huvor. lieben getruwen. wir tun uch wizzen, daz der 
aide und der nuwe rad hu Kassil, die kouflute und der gemeyne ein teil da 
selbens ire gude botschaft an uns getan haben und han uns vorgeleit, wie 
daz unßer oyme und brudir der lantgrafe yr herre mit yn in tzweyung 
körnen sie und yn gedrencnisse zulege widir die brise die wir ztwifchen ym 
und uch geteidingit und gegeben haben, alle wir gloiben, daz ir daz wol 
erfarn habt.“ Ist doch das 14. Jahrhundert voll von Zunftunruhen fast 
in allen deutschen Städten von einiger Bedeutung. Ein Teil der herrschen 
den Geschlechter wird sich wie anderwärts an die Spitze der Unzufriedenen 
gestellt haben, um das Stadtregiment von dem Druck und Zwang, den 
der Stadtherr ausübte, zu befreien. Denn daß das Schöffenamt hier wie 
anderwärts in festen Händen war, zeigt ein Blick in die Eiste der Katsglieder 
der drei Städte Cassel, wo bis 1380 dieselben Hamen, ein ums andere Jahr 
wechselnd, regelmäßig wiederkehren. Das wurde nun anders. Der durch 
1) Congeries 2. J. 1378. 
2) Ohne Jahresangabe, wohl auf den 27. Januar 1381 anzusetzen, 
Msf. hass. 2° 117 der Casseler Candesbibliothek. 
Abschriftlich
	        
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