Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

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bewährt der Beiname des Eisernen. Von seiner Milde oder Freigebigkeit be- 
richtet der mittelalterliche Spruch- oder Wappendichter (Turnier-Herold) 
Peter Suchenwirt in einem bedicht, „Der Pfennig“ betitelt, da es die Fahrten 
eines solchen erzählt. 6in Uers darin lautet: 
In Hessen der lantgrafe gut 
Mit mir (dem Pfennig) bejaget eren vil. 
Ez ist sins herhen osterspil, 
Wenn er mich gibt mit milter hant. 1 ) 
Uon der siebe Heinrichs zu Poesie und Kunst ist uns ein Denkmal er 
halten in der kostbaren, wohl in einem Kloster Tliederhessens geschriebenen 
und mit kunstvollen Miniaturen ausgemalten Handschrift des Gedichtes von 
Willehalm von Oranse, von Wolfram von Eschenbach begonnen und von 
Ulrich von Türheim fortgesetzt, die, 1334 vollendet, noch heute einen der 
Hauptschätze der Lasseier sandesbibliothek bildet und nach dem Willen 
Heinrichs nie von seinem Hofe entfernt werden sollte. Aber wenn wir auch 
auf einem Bilde dieser Handschrift den Landgrafen traulich neben seiner Ge 
mahlin sitzend dargestellt sehen, so war doch das Uerhältnis der beiden Ehe 
gatten zu einander kein glückliches. Heinrich hatte etwa 1321 die damals 
fünfzehnjährige Elisabeth von Thüringen, die Tochter des Landgrafen Friedrich 
des Freidigen, heimgeführt, und sie hatte ihm einen Sohn und vier Töchter 
geboren. Doch just in demselben Jahre, wo die Handschrift des Willehalm 
vollendet wurde, sah sie sich veranlagt, den Gemahl zu verlassen, der seine 
Gunst und Liebe einem Hoffräulein zugewandt hatte und nun seinerseits 
gegen Elisabeth den Uorwurf der ehelichen Untreue erhob. Der Chronist 
Riedesel erzählt uns, daß Heinrichs eigener Bruder Landgraf Ludwig, ge 
nannt der Junker zu Grebenstein, die Schwägerin bei dem Gatten verdächtigt 
habe, als halte sie es mit einem Hofdiener. 1 2 ) Das Uetze auf seltsame Hof 
geschichten schließen, die der Frau den Aufenthalt im Casseler Schloß ver 
leideten. Eines Tages, als sie zu einer Wallfahrt aus den Toren der Stadt 
geritten war, erschien ihr Bruder Landgraf Friedrich und holte sie ab in ihr 
Heimatland, wo sie lange Jahre in Gotha und zuletzt in Eisenach lebte. 
1) Peter Suchenwirts Werke aus dem 14. Jahrhundert, herausg. uon Alois 
Primüser. Men 1827. S. 95, Zeile 150 ff. Das Gedicht fällt vor das Jahr 1381, da es 
„die Meißener Fürsten alle drei“ nennt, nämlich Friedrich, Balthasar und Wilhelm, Friedrich 
aber in dem Jahre starb. £. Hermann kann nicht gemeint fein, da von seiner Milde nichts 
zu rühmen war. 6r hatte sich auch nie bei Turnieren zu betätigen Gelegenheit gehabt. 
2) Kuchenbeckers Anal. hass. Coli. III, S. 20.
	        
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