42
bewährt der Beiname des Eisernen. Von seiner Milde oder Freigebigkeit be-
richtet der mittelalterliche Spruch- oder Wappendichter (Turnier-Herold)
Peter Suchenwirt in einem bedicht, „Der Pfennig“ betitelt, da es die Fahrten
eines solchen erzählt. 6in Uers darin lautet:
In Hessen der lantgrafe gut
Mit mir (dem Pfennig) bejaget eren vil.
Ez ist sins herhen osterspil,
Wenn er mich gibt mit milter hant. 1 )
Uon der siebe Heinrichs zu Poesie und Kunst ist uns ein Denkmal er
halten in der kostbaren, wohl in einem Kloster Tliederhessens geschriebenen
und mit kunstvollen Miniaturen ausgemalten Handschrift des Gedichtes von
Willehalm von Oranse, von Wolfram von Eschenbach begonnen und von
Ulrich von Türheim fortgesetzt, die, 1334 vollendet, noch heute einen der
Hauptschätze der Lasseier sandesbibliothek bildet und nach dem Willen
Heinrichs nie von seinem Hofe entfernt werden sollte. Aber wenn wir auch
auf einem Bilde dieser Handschrift den Landgrafen traulich neben seiner Ge
mahlin sitzend dargestellt sehen, so war doch das Uerhältnis der beiden Ehe
gatten zu einander kein glückliches. Heinrich hatte etwa 1321 die damals
fünfzehnjährige Elisabeth von Thüringen, die Tochter des Landgrafen Friedrich
des Freidigen, heimgeführt, und sie hatte ihm einen Sohn und vier Töchter
geboren. Doch just in demselben Jahre, wo die Handschrift des Willehalm
vollendet wurde, sah sie sich veranlagt, den Gemahl zu verlassen, der seine
Gunst und Liebe einem Hoffräulein zugewandt hatte und nun seinerseits
gegen Elisabeth den Uorwurf der ehelichen Untreue erhob. Der Chronist
Riedesel erzählt uns, daß Heinrichs eigener Bruder Landgraf Ludwig, ge
nannt der Junker zu Grebenstein, die Schwägerin bei dem Gatten verdächtigt
habe, als halte sie es mit einem Hofdiener. 1 2 ) Das Uetze auf seltsame Hof
geschichten schließen, die der Frau den Aufenthalt im Casseler Schloß ver
leideten. Eines Tages, als sie zu einer Wallfahrt aus den Toren der Stadt
geritten war, erschien ihr Bruder Landgraf Friedrich und holte sie ab in ihr
Heimatland, wo sie lange Jahre in Gotha und zuletzt in Eisenach lebte.
1) Peter Suchenwirts Werke aus dem 14. Jahrhundert, herausg. uon Alois
Primüser. Men 1827. S. 95, Zeile 150 ff. Das Gedicht fällt vor das Jahr 1381, da es
„die Meißener Fürsten alle drei“ nennt, nämlich Friedrich, Balthasar und Wilhelm, Friedrich
aber in dem Jahre starb. £. Hermann kann nicht gemeint fein, da von seiner Milde nichts
zu rühmen war. 6r hatte sich auch nie bei Turnieren zu betätigen Gelegenheit gehabt.
2) Kuchenbeckers Anal. hass. Coli. III, S. 20.